Blaue Flecken auf der Seele – und wie du sie heilen kannst

22 März 2019 | 1 Kommentar

Wenn ich mit Menschen arbeite und sie begleite, kann ich oft Bewegungen ihrer Seele spüren.

Wie sie sich bei manchen Erzählungen und Erinnerungen schmerzlich zusammenzieht, wie sie auf- und durchatmet, wenn sie Liebe und Mitgefühl spürt.

Hast du schon einmal die Bewegungen deiner Seele gespürt? Gehört, was sie dir gerne sagen möchte?

 

Die Seele spüren und hören

Unsere Seele ist zart und kraftvoll. Widerstandsfähig und verletzlich. Auch die Wissenschaft kommt ihrem Geheimnis immer mehr auf die Spur:

Wir können die Seele nicht sehen, aber wenn wir achtsam sind, durchaus spüren. Und manchmal sogar hören. Sagt die Verhaltenstherapeutin Sabine Wery von Limont.

Die Expertin für Psycho-Kardiologie und Traumatherapie ist davon überzeugt, dass die Seele sogar über ein eigenes Immunsystem verfügt, denn über das Nervensystem kommuniziert sie mit dem gesamten Organismus. Sie beeinflusst die Aktivität der Organe und unseres Gehirns. Quelle:Happinez Nr. 5/2018

 

Die fünf häufigsten Gründe für die blauen Flecken auf der Seele

Die Seele hat gerade in den ersten Lebensjahren noch keine Schutzhaut. Ist den Eltern und anderen Bezugspersonen schutzlos ausgeliefert.

Wir kommen auf die Welt, sind voll Vertrauen und Offenheit für das, was vor uns liegt. Aber neben der Liebe, mit der wir hier empfangen werden, gibt es auch Ablehunung, Schmerz und Verletzung.

Die meisten blauen Flecken auf der Seele entstehen, durch die zarte und empfindliche Schutzhaut in der Kindheit. Die fünf häufigsten Gründe dafür:

#1 Wenn keine sichere Bindung zu den Bezugspersonen entstehen konnte.

#2 Wenn es emotionale oder körperliche Gewalt gab.

#3 Durch ständige Bewertungen und Abwertungen.

#4 Durch Verluste und den Tod geliebter Menschen.

5# Durch Überforderung und Respektlosigkeit.

 

Fehlende Bindung und die Wirkung auf das Nervensystem

Viele Menschen, die ich begleite, haben von Anfang an keine sichere Bindung erlebt.

Die Gründe dafür sind meist leicht herauszufinden: Mütter und Väter, die zu jung und überfordert und selbst emotional instabil waren.

Eine belastete und unglückliche Beziehung von zwei Menschen, die selbst keinen guten Halt im Leben haben.

Oder eine Trennung gleich nach der Geburt, durch die Krankheit der Mutter oder des Kindes.

Durch diese Erfahrung am Anfang des Lebens entsteht eine sogenannte „unterbrochene Hinbewegung“.

Der natürliche Impuls des Säuglings zur Mutter hin kann nicht stattfinden.

Dabei kann er sich am Anfang seines Lebens nur über das Nervensystem der Mutter beruhigen und entspannen. Durch das im Arm Gehaltenwerden, ein tröstliches Summen, die körperliche Nähe und den Herzschlag der Mutter.

Ohne diese Erfahrung entstehen schon die ersten blauen Flecken des Verlassenseins und der Einsamkeit auf der Seele.

 

Frühkindlicher Stress und negative Bindungserfahrung aus Sicht der Medizin

Das Kind ist, besonders in den ersten fünf Lebensjahren, seinen engsten Bezugspersonen, vor allem der Mutter, völlig ausgeliefert.

Nähe und Distanz, Erziehungsstil und Vorbildfunktion setzen elementare Meilensteine für den späteren Lebensweg.

Ist der Vater streng und pedantisch, körperlich krank, alkoholsüchtig oder gewalttätig? Ist die Mutter depressiv, religiös, ehrgeizig oder chronisch überfordert?

Heute ist bekannt, dass die neuronale Verschaltung im Gehirn unmittelbar mit der erfahrenen Sozialisation zusammenhängt, die in den ersten drei Lebensjahren stattfindet.

Diese Strukturierung des Gehirns bestimmt später entscheidend, wie Beziehungen gesucht und gestaltet werden.

Frühkindlicher Stress, der durch negative Bindungserfahrungen hervorgerufen wird, aktiviert im Gehirn dauerhaft ähnliche Schaltkreise wie Panikzustände und körperlicher Schmerz.

Das Kind wird zur starken Persönlichkeit, wenn ihm seine Bezugspersonen kontinuierlich vermitteln: Du bist nicht allein und verloren. Du bist wertvoll und wichtig. Du kannst etwas.

Dtsch Arztebl 2006; 103(36): A 2298–2301
https://www.aerzteblatt.de/archiv/52567/Eltern-Kind-Bindung-Kindheit-bestimmt-das-Leben

 

In fünf Schritten die blauen Flecken auf der Seele heilen

Fünf Schritte, die dabei helfen, die eigenen blauen Flecken auf der Seele heilen zu lassen und Frieden zu finden mit dem, was gewesen ist und einen geprägt hat:

#1 Wahrnehmen und erkennen, dass sie da sind.

#2 Annehmen, dass sie zu uns dazugehören.

#3 Selbstmitgefühl und Wertschätzung sich selbst gegenüber.

#4 Durch die Begleitung anderer Menschen.

5# Durch das Ausrichten auf neue positive Gedanken und Energien.


Es lohnt sich, diese fünf Schritte zu machen. Denn Menschen haben unglaubliche Heilungskräfte. Mehr über diese Heilungskräfte, die Resilienz, kannst du hier lesen.

 

Wahrnehmen, Annehmen und sich selbst ein guter Freund sein

Der erste Schritt ist immer, dass wir diese blauen Flecken überhaupt wahrnehmen. So lange wir sie verdrängen und nicht wahrhaben wollen, können wir ihnen auch nicht näherkommen.

Dann folgt das Annehmen. Viele Menschen kämpfen dagegen, wollen sie „am liebsten weghaben“. Aber sie gehören zu uns. Sind ein Teil von uns. Und so lange wir gegen sie kämpfen, kämpfen wir auch immer gegen uns selbst. Ein Kampf, den wir nur verlieren können.

Das Annehmen wird leichter, wenn wir uns selbst gegenüber Mitgefühl erlauben – das Selbstmitgefühl. So liebevoll und aufmerksam mit uns umgehen, wie ein guter Freund. Und uns wertschätzen für das, was wir sind.

 

Liebevolle Begleitung und neue Gedanken und Energien

Manche Schritte kann und sollte man nicht alleine gehen. Da ist Begleitung wichtig, die einen an die Hand nimmt und hilft, Abstand zu bekommen, sich selbst besser zu verstehen. Die einen tröstet und einem vermittelt, dass wir an uns und das Licht in unserem Inneren glauben dürfen. Das auch die Schatten auf unserer Seele wieder in Helligkeit tauchen kann.

Und schließlich ist es wichtig, die alten Gedanken über sich selbst und das Leben verständnisvoll wahrzunehmen. Um sie loszlassen zu können und neue einzuladen. Mit positiver und stärkender Energie.

Denn die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Mit unseren Gedanken gestalten wir die Welt um uns herum. Und laden mit guten und liebevollen Gedanken Liebe und Fülle ein.

Wie du die Kraft deiner Gedanken entdecken kannst, kannst du hier in meinem Blogbeitrag lesen.

 

Den Schmerz loslassen

Wenn wir den Mut haben, uns durch die Botschaften des Körpers und der Seele unseren eigenen blauen Flecken zu nähern, können wir unseren ganz persönlichen Heilungsprozess durchlaufen.

Und das Drama des Schmerzes verlassen. Denn Schmerz gehört zum Leben dazu. Aber unbewusster und festgehaltener Schmerz wird zu Leid, das uns lähmt und blockiert.

Wir selbst können entscheiden, ob der Schmerz gehen darf. Wenn wir selbstbewusst damit umgehen. Ihn uns bewusst machen. Unsere Traurigkeit und den Schmerz spüren.

In der Gewissheit, dass Gefühle, die da sein dürfen, wie die Wellen am Strand sind: Sie kommen und gehen.

 

In der inneren Wüste die eigenen Oasen entdecken

In meinem Leben hat es einige blaue Flecken auf meiner Seele gegeben. Sie haben weh getan.

Aber sie machen die Landschaft meiner Seele auch unverwechselbar und einzigartig. Und da, wo Wüste war, blühen heute viele Blumen.

Weil ich durch diese Wüste gegangen bin in dem Vertrauen, dass es Oasen und Wasserplätze gibt.

Oft hatte ich Angst, dass der Schmerz und die Einsamkeit nicht aufhören.

Und das war meine wichtigste Erkenntnis: Alles geht vorüber und macht Platz für Neues. Wenn wir es liebevoll und mitfühlend anschauen und dann gehen lassen.

Ich wünsche dir, dass du mitfühlend und mutig in Kontakt mit deinen blauen Flecken auf der Seele gehst. Dir selbst Heilung schenkst.

Und dabei erlebst, wie deine Seele immer größer wird. Und dich mit allem verbindet, was dich heil und ganz werden lässt.

Ein hilfreiches Buch, dass ich dir zu diesem Thema gerne noch empfehlen möchte, wenn du mehr wissen willst: „Auch alte Wunden können heilen“ von Dami Charf.

Herzliche Grüße

 

 

Alexandra

 

Portrait Alexandra Cordes-Guth

Alexandra Cordes-Guth Logo 

Alexandra Cordes-Guth begleitet Menschen mit viel Wertschätzung und Empathie
auf dem Weg ihrer beruflichen und persönlichen Veränderung und Entwicklung.

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1 Kommentar

  1. Liebe Alexandra,

    vielen Dank für diesen herrlichen Bloc Beitrag. Deine Worte haben mich sehr berührt.

    Liebe Grüsse
    Petra