Der Tod hält uns wach

13 November 2022 | 0 Kommentare

Letzte Woche blieb die Welt für mich kurz stehen. Weil ich ihm wieder begegnet bin. Dem Tod, dem Sterben eines Menschen, der mir am Herzen lag und der jetzt nicht mehr da ist.

In ihrem Whatsapp Satus sah ich statt ihrem lachenden Gesicht eine Kerze.

Ich dachte an die Begegnungen mit ihr, ihre Lebendigkeit, ihren Mut und ihre Kraft, mit der sie sich aus den Dunkelheiten ihrer Vergangenheit herausgekämpft hatte. In ihre eigene Familie und ihr eigenes Glück.

Und ich dachte an ihre Angst, über die sie mit mir vor einiger Zeit gesprochen hatte: Dass sie so früh sterben könnte wie ihre Mutter. Sie war fünf, als sie schwer krank wurde. Und ein Teenager, als sie starb.

Jetzt war sie selbst Mama und wollte ihre Kinder nicht so früh zurücklassen müssen. Ich war überzeugt, dass nicht passieren kann. Sie hatte es doch jetzt verdient, glücklich zu sein.

Aber das Leben hat anders entschieden. Sie starb mit Anfang vierzig. Und musste ihre zwei kleinen Kinder zurücklassen. „Das ist so ungerecht“, dachte ich.

In meinem Kopf kreisten viele Fragen, meine Gefühle rauschten wie ein brausender Fluss durch meinen Körper. Traurigkeiten, Hilflosigkeit, Wut, Ohnmacht.

Baum im Nebel als Sinnbild für die Begegnung mit dem Tod

 

Die erste Begegnung mit dem Tod

Ich weiß, dass der Tod seine eigenen Wege geht. Er ist mir inzwischen schon ein paar Mal begegnet.

Das erste Mal als ich vier Jahre alt war und mein Opa starb. Sein Herz hatte ihm Krieg viele Risse und Sprünge abbekommen. Er arbeitete noch ein paar als Uhrmacher in seinem eigenen Laden und fand ein Stück in sein Leben zurück.

Aber mit Mitte Fünfzig hatte er seinen zweiten Herzinfarkt und ließ meine Oma als Witwe zurück. Und ich vermisste ihn sehr, stellte mir vor, dass er von oben im Himmel nach mir schaute. Und manchmal sprach ich auch mit ihm.

 

Ein großer Einschnitt

Meine Mutter verschwand ganz plötzlich aus meinem Leben. Ein Anruf am frühen Morgen, dass sie in der Nacht gestorben war.

Sie hatte uns mit 19 bekommen und ich dachte immer, dass sie noch lange in unserem Leben sein wird. Aber kurz nach ihrem 60zigsten Geburtstag starb sie  und die Begegnung mit ihrem Tod hat mein Leben verändert.

Es war das erste Mal, dass ein Mensch, der mir so nahestand, nicht mehr da war. Die Verbindung zu den Ufern meiner Kindheit verschwand mit ihr und ich hätte sie gerne noch so viel gefragt.

Lange habe ich damit gerungen, dass sie das Unglück ihres Lebens nicht hinter sich lassen konnte. Und am Ende im Nebel der Vergangenheit ihren Weg in ein glückliches Leben nicht mehr fand.

Mehr über ihre und meine Geschichte kannst du hier lesen: Frieden mit der Mutter schließen und das eigene Herz heilen. 

Brücke im Nebel als Sinnbild für Motivationssprüche für die Arbeit

 

 

Der Tod ist nicht mehr mein Feind

Es gab Freunde und Kollegen, die starben und Kinder, die viel zu früh gehen mussten. Und große Lücken in das Gewebe des Lebens rissen.

Der Schmerz, den der Tod  mit sich bringt, ist mir inzwischen vertrauter. Und ich versuche, ihn nicht mehr als Gegner und Feind des Lebens zu sehen.

Aber der Schmerz, den er mit sich bringt, will immer wieder neu gefühlt werden. Er lässt sich nicht durchdenken und zur Seite schieben. Vielleicht ist er Teil der Würdigung für den Menschen, der einen wichtigen Platz in unserem Leben hatte.

Und ein anderer Teil des Schmerzes ist die unerfüllte Sehnsucht nach dem Menschen, den wir verloren haben, der für uns nicht mehr greifbar ist und nur noch in unserer Erinnerung lebt.

Memento

Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todentlang
und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr.
Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,
doch mit dem Tod der andern muss man leben. 

Mascha Kaleko

 

Der Tod erinnert mich immer wieder daran, dass mein Leben und Sein endlich ist. Dass jeder Moment kostbar ist.

Jeder Moment in dem wir atmen, fühlen, verbunden oder allein sind, in dem wir denken, lieben, lachen, weinen und vielleicht verzweifelt sind.

In all diesen Momenten hinterlassen wir unsere einzigartige Fußspur auf dem Weg unseres Lebens.

Spruen am Strand ls Sinnbild für einen Motivationsspruch

 

 

Es gibt Begegnung nicht ohne Verlust

Sie wird mir fehlen, die tapfere Frau und Mama, die zu früh gehen musste. Ich werde noch oft dagegen rebellieren, darüber weinen und es nicht wahrhaben wollen.

Und an ihre Kinder und ihren Mann denken, die sie jetzt furchtbar vermissen. Und für die es im Moment wohl keinen Trost gibt.

Aber die Begegnungen mit ihr bleiben in meinem Herzen. Und ich bin froh, sie gekannt zu haben, ihr begegnet und Teil ihres Lebens gewesen zu sein.

Wenn wir Menschen in unser Herz und Leben lassen, machen wir uns verletzlich, begeben uns in Gefahr, sie wieder zu verlieren. Und mit diesem Verlust leben zu müssen.

Es gibt die Begegnung nicht ohne den Verlust. Und unser Herz wird uns immer wieder dazu einladen und auffordern, uns darauf einzulassen.

Damit wir uns als Menschen begegnen können, uns nahe sind und erleben, dass Verbindungen auf der Herzebene uns durch das Leben und darüber hinaus tragen. In etwas Größeres, das für uns nur eine Ahnung und eine Hoffnung ist.

Der Tod fordert mich immer wieder heraus, mein Vertrauen, meine Hoffnung und die Liebe größer werden zu lassen, damit die Dunkelheiten und Schmerzen des Lebens nicht die Grenze sind.

Er hält mich wach, lässt mich nicht in den Schlaf der Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben versinken.

Er macht mich aufmerksamer, dankbarer – vielleicht sogar lebendiger, solange ich hier auf dieser Erde bin.

Wäre es möglich, weiter zu sehen, als unser Wissen reicht, vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen, als unsere Freuden.
Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist, etwas Unbekanntes.
Unsere Gefühle verstummen in scheuer Befangenheit, alles in uns tritt zurück, es entsteht eine Stille, und das Neue, das niemand kennt, steht mitten darin und schweigt.
Rainer Maria Rilke

 

Wo hält der Tod dich wach?

Wo ist der Tod dir in deinem Leben schon begegnet? Wo hält er dich wach, wo hat er Risse in deinem Leben hinterlassen?

Und wo hat er dich vielleicht mit etwas Neuem in Kontakt gebracht, das über das, was unser Verstand begreifen kann, hinausgeht?

Teile gerne mit uns deine Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema. Denn der Austausch darüber holt den Tod ins Leben.

Und zum Schluss noch ein Buch, das ich zu diesem Thema sehr empfehlen kann: Über den Tod und das Leben danach von Elisabeth Kübler Ross.

Ich wünsche dir viele Begegnungen auf Herzensebene, die dich nähren und stärken. Und die dich über die Ängste, Sorgen und Dunkelheiten des Lebens hinaustragen.

Mit nachdenklichen Grüßen

 

Alexandra

 

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