Mit diesem Gedanken blockieren wir uns selbst

17 Oktober 2020 | 6 Kommentare

Es gibt warme und helle Tage. Und kalte graue. Es gibt Tage, an denen mir alles leichtfällt, die Energie nur so aus jeder Zelle meines Körpers herausquillt und ich voller Tatendrang bin. Diese Tage liebe ich. Und es fällt mir an diesen Tagen leicht, mich zu lieben.

Das ist dann auch keine große Kunst. Wenn ich mit mir selbst zufrieden bin, kann ich freundlich und wertschätzend auf mich schauen, mir auf die Schulter klopfen und kleine Anflüge von Selbstzweifeln gelassen vorüberziehen lassen.

Aber an den anderen Tagen ist das nicht ganz so leicht. Wenn ich morgens schon mit düsteren Gedanken aufwache, mir all das in den Sinn kommt, was einfach nicht besser wird, wo sich keine Lösung finden lässt. Dann wird mein Körper bleischwer und die Aussicht auf den Tag, der vor mir liegt lässt mich seufzend wieder in mein Kissen sinken.

 

Der gemeine, kleine Gedanke

Lange wusste ich nicht, welcher Gedanke an diesen Tagen durch meinen Kopf geistert und mich müde und bedrückt werden lässt. Er ist gar nicht so laut, sondern eher etwas leiser. Aber er hat einen gemeinen Unterton und schaut mich kopfschüttelnd an. Ihn loszuwerden ist nicht leicht, weil er wie eine Klette an mir festhängt, wenn er mal da ist.

Er wird oft von wohlmeinenden Menschen verteilt, die die Lösung für alle Probleme gefunden haben. Die auf ihrem Weg schon weit gekommen sind und etwas mitleidig auf die schauen, denen gerade die Puste ausgeht, weil der Weg ganz schön steil sein kann.

Besonders oft gehört habe ich ihn zum Beispiel, als ich mit Anfang dreißig Single war und mir einen Partner gewünscht habe. Und immer wieder die falschen Männer kennengelernt habe. Nämlich leider die, die keine Beziehung wollten. Immer wieder war ich darüber traurig und unglücklich, dass mir das passierte.

 

Es liegt an dir selbst, wenn es nicht gut läuft

Und da kam er dann, der Satz: Das Problem liegt in dir selbst. Du hast dein Thema noch nicht gelöst. Irgendwas willst du einfach nicht sehen, sonst wärst du doch schon weiter. Es liegt an dir selbst, wenn es nicht weitergeht.

Dieser Satz wirkt auf mich wie eine eiskalte Dusche, wenn ich sowieso schon durch einen kalten Wintertag laufe. Er lässt mich innerlich einfrieren. Die Wärme meines Herzens verschwindet (scheinbar) dahinter und ich habe dann das Gefühl, einen Fehler nach dem anderen zu machen. Die Wahrscheinlichkeit mein Problem zu lösen und mein Herzensziel zu erreichen rückt in weite Ferne.

Ich fühle mich wie ein kleines Boot auf dem offenen Meer, bei dem ich nicht weiß, wie ich die Segel setzen muss, um endlich Land zu sehen, immer unterwegs auf Zick-Zack Kurs, den Wellen ausgeliefert.

Kein sehr hilfreicher Gedanke, wenn er solche Gefühle auslöst – finde ich.

 

Das Leben und seine Lösungen bleiben ein Geheimnis

Mir ist es wichtig, selbst die Verantwortung für mein Leben zu übernehmen und mich nicht als Opfer der Umstände zu fühlen.
Und ich bin froh und dankbar, wenn ich mich selbst an die Hand nehmen kann, nach meinem Teil der Geschichte schaue und Möglichkeiten finde, ins Tun zu kommen, der Lösung entgegenzugehen.

Trotzdem bleibt das Leben für mich ein großes Geheimnis. Kein Rätsel, dass ich mit Fleiß und Disziplin lösen kann. Hinter einem Geheimnis steckt noch viel mehr als das, was unser Verstand erfassen kann.

Es bleibt für mich ein Geheimnis, wie ein Kind im Mutterleib entsteht und heranwächst und zu einem einzigartigen Wesen auf dieser Welt wird. Auch wenn die Medizin es scheinbar enträtselt hat und erklären kann.

Es bleibt für mich ein Geheimnis, warum Menschen sich in einen anderen Menschen verlieben. Auch wenn es dafür biologische Erklärungen gibt.

Es bleibt für mich ein Geheimnis, wie Heilung an Körper und Seele geschieht, selbst bei Menschen, die unglaubliches Leid erlebt haben. Und ist jedes Mal ein Grund zur Dankbarkeit für mich.

Es bleibt für mich ein Geheimnis, wenn die Natur im Frühling aus dem kalten Grau des Winters erwacht, Knospen aufbrechen, aus dem scheinbaren Nichts alles wieder wächst.

 

Ein Geheimnis hat mit Gande zu tun

Der Gedanke, dass ich immer noch etwas falsch mache, geht davon aus, dass ich hier bin, um Rätsel zu lösen. Dieser Gedanken weiß nicht, dass sich viele wunderbare Entwicklungen auf geheimnisvolle Weise ihren Weg bahnen. Wenn wir dem Leben vertrauen und erkennen, dass nicht alles machbar und lösbar ist.

Das Leben als Geheimnis zu sehen hat für mich damit zu tun, viel Gutes, das in meinem Leben geschieht, als Gnade zu sehen. Nicht als Verdienst und Leistung.

Das schenkt mir Demut. Und Mitgefühl mit den Menschen, die gerade große Lasten zu tragen haben. Von denen ich mich innerlich entferne, wenn ich denke, dass sie immer noch etwas falsch machen. Und ihr Problem deshalb nicht lösen können.

Wenn dieser Gedanke in mir auftaucht, weiß ich, dass ich selbst gerade viel Wärme und Mitgefühl brauche. Dass das Kind in mir vielleicht gerade in einer dunklen Ecke sitzt und einsam und hilflos ist.

 

Das Herz für hilfreiche Gedanken öffnen

Hörst du diese Sätze auch manchmal von anderen Menschen, oder denkst ihn vielleicht selbst? Hast du selbst schon erlebt, wie er dich blockiert und niederdrückt? Ich kenne niemand, für den er hilfreich ist. Er löst Ohnmacht, Versagensgefühle, Selbstzweifel, Scham und Traurigkeit aus. Gedanken, die uns guttun und hilfreich sind, wirken anders.

Was können wir stattdessen denken? Mir hilft es zu denken, dass ich auf meinem Weg bin. Dass ich versuche meine Schritte so gut zu gehen, wie ich kann. Und dass es hilfreicher ist, mir selbst ein guter Freund zu sein, als ein erbarmungsloser Kritiker.

Es ist manchmal schwerer zu sich selbst oder einem anderen Menschen zu sagen: Ich weiß nicht, warum es im Moment nicht weitergeht und keine Lösung gibt. Das Nichtwissen auszuhalten, den Schmerz darüber zu spüren und dem Geheimnis des Lebens zu vertrauen. So gut es gerade geht.

Der Verstand versucht, mit Druck und Anstrengung eine Lösung zu finden. Das Herz weiß, dass wir unser Bestes geben. Und verbindet uns mit Vertrauen, Weisheit und Zuversicht. Vielleicht ist deshalb ein guter Gedanke: Ich vertraue dem Weg und der Weisheit meines Herzens.

Dann öffne ich mein Herz für mich selbst und setze die Segel auf meinem kleinen, wackligen Boot wieder neu. Und lasse mich vom Wind der Liebe und des Mitgefühls an neue Ufer tragen.

 

Frage für dich und Heilsames Schreiben

Wie geht es dir, wenn dir jemand diesen Satz sagt oder du ihn selbst denkst? Welcher Gedanke hilft dir, aus der inneren Verurteilung wieder herauszukommen?

Heilsames Schreiben: Nimm dir zehn Minuten Zeit und schreibe alles auf was dir einfällt zu „Ich vertraue dem Weg und der Weisheit meines Herzens…
(Warum das Schreiben eine meiner Lieblingsmethoden im Coaching ist kannst du hier lesen).

 

Alexandra

 

Portrait Alexandra Cordes-Guth

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6 Kommentare

  1. Liebe Frau Cordes-Guth,

    herzlichen Dank für diese wertvollen Worte… sie formulieren auf ganz wunderbar eindrückliche Weise, woran ich mich immer wieder zu erinnern versuche und den Satz werde ich mir als Erinnerung in die kommenden Tage und auf meinen Weg mitnehmen!!!

    Ich denke an die Gespräche mit Ihnen, wünsche Ihnen alles Liebe und sende sonnige Grüße
    Sinja

  2. Liebe Sinja,

    ganz herzlichen Dank für das wertschätzende Feedback. Das mich seeehr freut. Wie schön, dass der Satz dich begleiten darf. Möge er die Liebe in deinem Herzen zu einer großen Flamme werden lassen, an der du dich in den Stürmen der Gedanken und des Alltags wärmen kannst. Ich denke auch gerne an unsere Gespräche zurück. Sie hatten immer viel Herz und Tiefgang. Herzliche Grüße Alexandra

  3. Hallo Alexandra, vielen Dank für die hilfreichen Impulse.

    Wie immer für mich anregend, machen mich nachdenklich.

    Die Wertschätzung für einen selber ist und bleibt in meinen Augen eine ewige Baustelle 🙂

  4. Hallo Uwe, feut mich, dass mein Text hilfreiche Impulse für dich enhält. Es freut mich immer sehr, dass zu hören, denn fühle mich beim Schreiben immer auch ein bisschen verbunden mit meinen Lesern. Und du hast Recht: Wertschätzung und Selbstmitgefühl sind immer wieder Lernfelder für uns. Aber es tut auch immer gut, auf seine Fortschritte zu schauen. Und die gibt es bei dir ganz bestimmt auch. Herzliche Grüße Alexandra

  5. Liebe Alex – Danke dass du das Pflänzchen Selbst-Vertrauen und Hoffnung immer so gut gießt – und dass ich bei dir lerne es selbst zu gießen und mit mir gnädig und verständnisvoll zu sein….. Und auch die manchmal seltsamen Umwege des Lebens zu gehen – auch durch Nebel! – im Vertrauen darauf irgendwann wieder klar zu sehen…. Danke
    https://youtu.be/Y1HRcoHGmi4

  6. Liebe Doro, es ist mir eine Freude und Ehre, wenn ich dazu beitragen kann, dass die zarten Pflänzchen des Selbstvertrauens und der Hoffnung gut gepflegt und gegossen werden. Besonders auf den Umwegen und steilen Anstiegen des Lebens. Und ich glaube, in jedem Nebel auf unserem Weg kommen wir uns besonders nahe. Liebe Grüße Alexandra

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