Hier oben stehe ich in schwindelnder Höhe und meine Knie schlottern, machen sich einfach selbstständig. Das Brett unter mir schwankt bedrohlich, Chlorgeruch steigt in meine Nase. Das Wasser unter mir scheint meilenweit entfernt zu sein. In meinem Bauch fährt meine Angst Achterbahn.
Ich stehe auf dem Fünfmeterbrett und mein Mut, der mich hierhergebracht hat, hat mich verlassen und sich in ein Nichts aufgelöst. Sich davongeschlichen und irgendwo unter den Bänken am Beckenrand verkrochen.
Ganz schön blöd jetzt hier oben zu stehen, die Schlange hinter mir wird schon ungeduldig. Meine Mutter und meine Schwester stehen unten, winzig klein und winken mir aufmunternd zu.
Noch einen Schritt nach vorne, die Arme an die Seite – und runterspringen. Leider drehe ich mich in der Luft und lande mit einem fetten Bauchklatscher im Wasser. Aber ich habe es geschafft.
Mein Mut kriecht langsam wieder unter der Bank hervor und kommt in Trippelschritten zu mir zurück. Und trotz einem knallroten, schmerzenden Bauch schwimme ich strahlend und stolz an den Beckenrand zurück und fühle mich ein bisschen größer und stärker als vorher.
Damals war ich noch ein Kind. Ich wusste noch nicht, wie oft und wie viel Mut ich in meinem Leben noch brauchen werde. Dass es oft darum geht, in mein größeres und stärkeres Ich hineinzuwachsen und mit schlotternden Knien einen Sprung ins kalte Wasser zu wagen.
Am Anfang steht der Mut
Mut ist eine wichtige Eigenschaft. Ich glaube, dass viele wirklich wichtigen Dinge in unserem Leben mit Mut anfangen. Mit dem Mut über uns selbst hinauszuwachsen, mit dem Mut zu vertrauen, mit dem Mut sich zu blamieren und zu scheitern.
Mit dem Mut zu lieben, auch wenn wir nicht immer zurückgeliebt werden, mit dem Mut an Träume zu glauben, die vielleicht wie Seifenblasen zerplatzen. Mit dem Mut zu den eigenen Schwächen zu stehen und sich immer wieder verletzbar zu machen.
Aber auch mit dem Mut dem Glück entgegenzugehen und es mit vollen Händen zu ergreifen, wenn es vor uns steht. Denn auch dafür braucht es Mut. Weil das Glück nicht für immer bleibt und irgendwann wieder geht.
Sein Leben zu leben braucht den Mut an die Liebe zu glauben, an das Gute, an Wunder und Magie, Und es braucht den Mut sich selbst bedingungslos zu lieben. Über die eigenen Zweifel und Befürchtungen hinweg und gegen die Idealvorstellungen, die wir von uns selbst haben.
Mutmacher in unserem Leben
Wir alle brauchen Mutmacher in unserem Leben. Menschen, die uns an die Hand nehmen und uns ermutigen, Neues zu wagen, an uns selbst und unsere Träume zu glauben. An das zu glauben, was uns in unserem Herzen keine Ruhe lässt und Sehnsucht in uns weckt.
Wer ist in deinem Leben ein Mutmacher für dich? Für wen bist du ein Mutmacher? Wann hast du das letzte Mal einen kleinen oder großen mutigen Schritt gemacht? Egal ob er in einem Bauchklatscher geendet ist oder einem eleganten Salto, der alle staunen lässt.
Mut schreibt viele Geschichten
Eine Klientin hat diesen Sommer mutig einen Schritt gemacht, von dem sie schon lange geträumt hat. Sie hat einen Hund zu sich und in ihr Leben geholt. Lange hat ihr Verstand ihr gesagt: Das geht nicht, das passt nicht in dein Leben, das schaffst du nicht.
Diesen Sommer war ihr Herz lauter als die Stimme des Verstandes. Und ein kleiner gefleckter Hund tapste in ihr Leben, brachte es ordentlich durcheinander, ließ sie nachts nicht mehr schlafen und weckte viele Gefühle, die sie schon ganz vergessen hatte.
Mit diesem mutigen Schritt hat eine wunderbare Geschichte für sie angefangen. Die vor allem mit Liebe und Verbundenheit zu tun hat, Und sie sagte: „Das hätte ich schon viel früher tun sollen“.
Eine Freundin von mir hat sich letztes Jahr allein auf den Jakobsweg gemacht. Sie hat ihren Mut zusammengenommen und sich der Angst vor dem Alleinsein gestellt und vor den Gedanken und Gefühlen, die beim einsamen Wandern auftauchen könnten.
Sie hat mutig nach dem richtigen Weg gesucht, sich vielen fremden Menschen geöffnet aber auch die Zeiten des Alleinseins als neue Quelle für sich entdeckt. Sie wird noch mehr Strecken auf dem Jakobsweg laufen und sieht den neuen Herausforderungen in ihrem Leben zuversichtlicher entgegen.
In meinem Leben war es diesen Sommer Zeit, mich von Träumen zu verabschieden, die nicht mehr zu mir passen. Auch das kostet Mut. Den Mut seiner eigenen Wahrheit zu folgen und sich zuzugestehen, dass wir unsere Meinung ändern dürfen und Dinge loslassen dürfen, für die wir lange gekämpft haben. Für mich ist jeder mutige Schritt eine Erfahrung auf meinem Lebensweg. Die mich neu mit mir verbindet.
Wir dürfen auch übermütig sein
Wenn wir mutig waren dürfen wir auch übermütig sein. Im positivsten Sinne. Wir dürfen durch unser Leben hüpfen und springen und uns ausmalen, was wir vielleicht als nächstes tun werden. Unsere Ideen mit ganz viel Mut düngen und den Übermut genießen.
Besser als kleinmütig zu sein und sein Licht immer wieder unter den Scheffel zu stellen. Ideen und Träume so in sich verkümmern zu lassen. Gestehst du dir manchmal zu, übermütig zu sein und innerlich große Sprünge zu machen? Dein inneres Kind hilft dir gerne dabei, wenn du es darum bittest.
Schreiben macht Mut
Mir hat in den letzten Jahren das Schreiben viel Mut gemacht. Ich bin auf Anteile in mir gestoßen, die mich weise und liebevoll mit meinem Mut verbunden und mir so geholfen haben, meine Wahrheit zu erkennen und zu leben.
Deshalb habe ich hier zwei Schreibimpulse für dich, die dir vielleicht die innere Tür zu einem Mut öffnen können. Such dir einen aus und fang einfach an zu schreiben. Denke beim Schreiben nicht lange nach, lass den Stift einfach über da Papier gleiten und schreibe aus dir heraus, was sich meldet. Vielleicht meldet sich ein anderes Thema. Auch das ist in Ordnung. Und wenn du möchtest, mach daraus eine Essenz für dich.
Schreibimpuls für mehr Mut
Nimm dir 20 Minuten Zeit und schreibe alles auf was dir einfällt zu:
Wenn ich all meinen Mut zusammennehmen würde…
Schreibimpuls „Mutiger Rückblick“
Nimm dir 20 Minuten Zeit und schreibe alles auf was dir einfällt zu:
Ich war mutig als ich….
Schreibe deine Essenz
Überfliege deinen fertigen Text nach den 20 Minuten und markiere mit einem Buntstift alle Wörter und Satzteile, die dir wichtig erscheinen. Schreibe diese dann auf ein neues Blatt Papier.
Mit diesen neuen Wörtern kannst du jetzt eine Essenz schreiben. Du musst nicht alle verwenden und kannst auch neue dazunehmen. Lies dir dann selbst deine Essenz laut vor und spüre nach, wie es sich für dich anfühlt.
Wenn du magst, dann schreibe mir gerne eine deiner Mutgeschichten in den Kommentar. Oder welche Essenz du für dich beim Schreiben gefunden hast.
Viele schöne Mutgeschichten wünscht dir
Liebe Alexandra, was für ein wunderschöner und aus tiefstem Herzen mutmachender Text Ich liebe die Schreibüngen. Sie bringen wirklich so viele überraschende Einsichten und auch Freude! Je mehr das Leben an uns hohe Ansprüche stellt, je größer auch die Chance, unseren Mut zu entdecken. (und das sage ich wirklich aus eigener Erfahrung) Mein Motto: Jenseits unserer Angst liegt unsere (neue, strahlende, gute) Zukunft.“
Liebe Anne, freut mich sehr, dass du auch ein Fan von Schreibübungen bist. Für mich ist das Schreiben eine wundervolle Methode, die uns mit unserem Unbewussten, unserer inneren Weisheit verbindet. Und uns Mut macht, achtsam und liebevoll in unser Inneres einzutauchen. Und ich sehe es auch so wie du: Die Herausforderungen in unserem Leben sind meist auch eine Chance, unseren Mut zu entdecken. Und wie du in deinem Motto sagst: Dort liegt unsere neue strahlende, übermütige Zukunft. Liebe Grüße Alexandra
Liebe Alexandra,
so ein wunderschöner Text. Ein Text, der aus dem Herzen kommt und ins Herz geht. Vielen Dank dafür <3
Ich habe Mut gelernt und hüpfe ganz aktuell recht übermütig mit meinem inneren Kind durchs Leben. Danke, dass Du mich nochmal daran erinnerst, wie wichtig und richtig das ist.
Viele liebe Grüße Angela
Liebe Angela, wie schön, dass du so übermütig durch dein Leben hüpfen kannst. Das tut so gut und ist so wichtig. Daran erinnere ich immer wieder von Herzen gerne. Denn das ist die Basis für eine wunderbare Freundschaft mit uns selbst. Liebe Grüße Alexandra