So kannst du mit fünf Schritten mutige Entscheidungen treffen

27 Juni 2021 | 2 Kommentare

Im Rückblick denke ich oft: Wahnsinn, dass ich das gemacht habe. Und mir wird immer bewusster, wie mutig ich dem Leben damals entgegen gegangen bin.

Vor 20 Jahren ist er in meinem Leben aufgetaucht und hat in ein paar Monaten mein Leben umgekrempelt. Mein Mann. Es fing schon beim Kennenlernen an. Samstag in meiner Lieblingskneipe schaute er mich an und lachte über das ganze Gesicht. Vorher habe ich immer gesagt: Ganz sicher werde ich einen passenden Mann nicht in der Kneipe treffen. Viel zu unseriös. Dachte ich.

Ein paar Monate später wurden wir ein Paar. Das war im Februar. Im Juni war ich schwanger, im September zogen wir zusammen und im November haben wir geheiratet. Und im März kam unsere Tochter auf die Welt.

 

Die Angst des Verstandes und meine mutige Entscheidung 

Mein Verstand rief die ganze Zeit: Lieber nicht so schnell, das geht doch schief. Was ist, wenn er schlechte Seiten hast, die du noch gar nicht kennst? Oder ihr so gar nicht zusammenpasst?

Aber mein Herz war schneller und half mir, mutig meine Entscheidung zu treffen.

 

Die meisten Entscheidungen treffen wir unbewusst

Pro Tag treffen wir etwa 20.000 Entscheidungen, hat der Hirnforscher Ernst Pöppel mal ausgerechnet. https://www.alltagsforschung.de/im-zwiespalt-warum-fallen-leichte-entscheidungen-schwer/ Die meisten unbewusst.

Entscheidungen zu Fragen wie: Welchen Weg fahre ich heute zur Arbeit? Soll ich die warme Strickjacke mitnehmen oder versuche ich es ohne? Rufe ich meine Freundin noch zurück, obwohl ich gerade aus dem Haus wollte? Nehmen wir die Einladung am Wochenende an oder machen wir unseren Kinoabend wie geplant?

Unser Gehirn ist ein Wunderwerk, dass uns durch unbewusste Programme hilft, all diese Entscheidungen zu treffen. Meist in Sekundenbruchteilen.

 

Entscheidungen brauchen Mut

Aber es gibt auch Entscheidungen, bei denen die inneren Dialoge losgehen, wenn wir über sie nachdenken. Das Für und Wider. Das Hin und Her. Und oft setzen wir uns selbst mit unseren vielen Gedanken und Einwänden schachmatt. Bis das Leben entscheidet.

Die wichtigste Zutat, die wir für Entscheidungen brauchen ist Mut.

Mut den Schritt auf unserem Weg zu gehen, von dem wir nicht wissen, ob er uns dahin führt, wo wir hinmöchten.
Mut dem Leben entgegenzugehen, auch wenn das, was kommt noch im Nebel liegt.
Mut das Alte, Vertraute loszulassen. Vielleicht auch etwas zu verlieren.
Mut unperfekt zu sein und etwas zu wagen.
Mut auf unser Herz zu hören.
Mut zu scheitern.

Unser Mutmuskel wird immer stärker, je öfter wir ihn trainieren. Er verkümmert, wenn wir im Gewohnten bleiben, im Hafen der Sicherheit.

Mehr dazu kannst du in diesem Beitrag über die Komfortzone: So können wir an Entscheidungen wachsen

 

Da bin ich einfach mutig losgegangen

Besonders unser innerer Kritiker will uns meist davon abhalten, aus der Gewohnten und Bequemen Trott des Alltags mal rauszugehen. Das könnte ja Gefahr bedeuten und schiefgehen.

So wie neulich bei meinen Wanderplänen. Auch ich versuche immer wieder, meine Komfortzone zu erweitern und auszudehnen. Deshalb hatte ich beschlossen, mal wieder allein wandern zu gehen. Was bei meinem Orientierungssinn ein wirklich mutiges Unterfangen ist.

Mein innerer Kritiker war sehr kreativ. Sein erster Einwand: Jetzt ist es ja schon halb acht. Wer wandern will, muss um sechs Uhr los. Sonst wird das nichts. Das ist viel zu spät. Ich ließ ihn reden und packte derweil meinen Rucksack, schnappte die Wanderschuhe und setzte mich ins Auto.

Aber er ließ nicht locker. Du wirst dich bestimmt verlaufen und den Weg allein nicht finden. Und frustriert wieder nach Hause fahren.

Ich atmete durch, dachte an meine Outdoor-App (die hoffentlich auch funktionieren würde) und fuhr los in den Bregenzer Wald.

Ich blieb bei meiner Entscheidung und überstand noch so manchen Einwand meines Kritikers.

Es war ein wunderbarer Tag, voller schöner Eindrücke: tiefblauer Enzian, Büschel von Schlüsselblumen, rauschende Wasserfälle, schneebedeckte Berggipfel. Und sogar ein kleines Kälbchen, das auf einer Bergwiese gerade erst zur Welt gekommen war und sich mit zittrigen Beinchen den Weg zur ersten Milch bahnte.

Wenn ich morgens nicht den Mut gehabt hätte trotz der ganzen inneren Einwände loszufahren, hätte ich all das nicht gesehen und erlebt.

Dazu passt für mich sehr gut das Zitat von Paolo Coelho:
Mut heißt nicht, keine Angst zu haben, sondern sich nicht von ihr lähmen zu lassen.

 

Fünf Schritte, die dir helfen, mutige Entscheidungen zu treffen

 

#1 Auf die guten Entscheidungen im Leben schauen

Um wichtige und mutige Entscheidungen zu treffen, gibt es einen hilfreichen Schritt: Sich bewusst zu machen, dass man schon oft gute Entscheidungen getroffen hat. Und dass auch scheinbar falsche Entscheidungen einen weitergebracht haben.

Das Leben endet nie in einer Sackgasse. Es geht immer weiter. Leider vergessen wir häufig, was wir schon erreicht und geschafft haben und denken automatisch an die Dinge, die schiefgegangen sind. Deshalb ist es wichtig, die Perspektive zu wechseln und mal in die andere Richtung zu schauen.

Schreibimpuls: Nimm dir einen Zettel und einen Stift und schreibe 15 Minuten auf, welche guten Entscheidungen du schon in deinem Leben getroffen hast. Und sei stolz auf dich!

 

 

#2 Mutig auf die leisen Stimmen in uns hören

Um Entscheidungen zu treffen, müssen wir in uns hineinhören. Die Stimmen hören, die in uns sprechen. Sie zuordnen und sortieren. Denn es gibt nicht nur eine Stimme in uns, die sich in Entscheidungsprozessen meldet.

Oft sind es immer die gleichen Stimmen, die sich zum Thema Entscheidung melden.

Bei beruflichen Veränderungswünschen kommen Sätze wie: Woanders ist es auch nicht besser. Hinterher bereust du es. Alles ist ja auch nicht schlecht. Was wenn du in einem neuen Job überfordert bist? (Ja, der innere Kritiker ist ganz schön schlau und weiß genau, wo er ansetzen muss).

Für mutige Entscheidungen müssen wir auf die leisen Stimmen hören, die sonst nicht zu Wort kommen.

Mut ist nicht immer laut. Er ist oft leise. Weil er verbunden ist mit unserer Selbstliebe. Mit den Anteilen, die träumen und in unserem Leben die Flügel ausbreiten wollen.

Es ist wichtig, diesen Anteilen eine Stimme zu geben. Sich mit ihnen zu verbinden. Dafür brauchen wir die Verbindung zu unserer Herzintelligenz. Nicht nur ab und zu sondern regelmäßig. Sie ist wie ein Instrument, das im Klang immer schöner wird, je öfter wir es spielen und seinen Ton in die Welt tragen.

Mit der Herzmeditation kannst du die Verbindung zu deiner Herzintelligenz stärken:

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#3 Mutig Abschied von der perfekten Entscheidung nehmen

Der innere Kritiker erhebt in der Regel Anspruch auf Perfektion. Das ist die Garantie dafür, dass wir nicht ins Tun und nicht in die Umsetzung kommen können. Er redet uns ein, dass wir zuerst ganz sicher sein müssen, ob die Entscheidung die richtige ist. Und es dann auch auf jeden Fall gut weitergeht.

Das erlebe ich oft bei Klienten, die sich beruflich verändern wollen. Sie versuchen mit Hilfe des inneren Kritikers den perfekten neuen Job zu finden, den sie dann bis zum Ende ihres Lebens machen können und der mit Sicherheit zu ihnen und ihren Talenten passt.

Im Coaching wird ihnen dann manchmal klar, dass es erst mal darum geht, sich im aktuellen Job selbst mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Und sich so mehr Respekt und Anerkennung zu verschaffen. Seine Grenzen klarer aufzuzeigen und sich nicht mehr ausnutzen zu lassen.

Oder sie erkennen, dass der neue Job sich zeigen wird, wenn die Grundidee für die Richtung da ist und sie sich einfach mal mit offenen Augen und einem offenen Herzen auf die Suche machen. Sich von ihrer Intuition leiten lassen, auf die Zeichen achten, die kommen. Ohne den perfekten Plan.

 

Mutig den neuen Job finden

So wie eine Freundin von mir, die beruflich sehr glücklich und immer wieder auf der Suche nach dem richtigen Job war. Sie machte sich viele Gedanken und versuchte herauszufinden, wie und was der neue Traumjob sein könnte. Aber es fehlten die guten und perfekten Ideen.

Bis sie im Supermarkt eine Bekannte traf und ihr spontan erzählte, dass sie etwas Neues suchte. Und die ihr dann sagte, bei ihr in der Abteilung gäbe es eine Stelle, und der Chef wäre einer, mit dem sie sicher gut auskäme.

Meine Freundin bewarb sich – obwohl sie von den Qualifikationen nicht die richtige war. Der Chef war begeistert von ihrer Persönlichkeit und ihrem Mut. Sie bekam den Job, obwohl eine andere Frau, die von ihrer Ausbildung besser gespaßt hätte auch mit im Boot war.

Es war ein riesiger Sprung für sie und ohne den Mut darüber zu sprechen und sich einfach mal zu bewerben hätte sie ihn nicht machen können. Und auch nicht, wenn sie zuerst versucht hätte, den perfekten für sich zu definieren.

Die scheinbar perfekte Lösung loslassen und den Mut aufbringen, den inneren Kritiker zu ignorieren. Und mit Neugier, Unperfektheit und Vertrauen auf das Neue seinen Weg zu gehen.

Das ist die wichtigste Form von Mut die wir oft brauchen. Die strenge Stimme in uns loszulassen, die uns zur Perfektion ermahnt. Und unseren Weg mit Mut und viel Mitgefühl und Liebe für uns selbst zu gehen.

 

 

#4 Frage den mutigsten Teil in dir nach seiner Meinung

Unser Selbstbild ist oft sehr begrenzt. Viele innere Anteile nehmen wir nicht wahr, weil wir sie gar nicht zu Wort kommen lassen. Denn auch was den Mut angeht, ist unser Gehirn katastrophisch ausgerichtet und unterschlägt gerne diesen Anteil in uns.

Aber jeder Mensch hat einen mutigen Teil in sich, einen Abenteurer, der uns gute Impulse geben kann.

Auch er möchte zu Wort kommen und gehört werden. Auch er hat eine wichtige Botschaft für uns.

Wir Menschen sind viel mutiger als wir denken. (Auch wenn der innere Kritiker dazu gerne einwirft, dass das doch wohl eher Leichtsinn ist.)

Gib deinem mutigen Teil doch mal mehr Raum. Frage dich, was der mutigste Teil in dir jetzt gerne tun würde. Welche Gedanken er zu deiner Situation hat.

Schreibimpuls: Nimm dir 10 Minuten Zeit und schreibe auf, was der mutigste Teil in dir gerne tun würde, was er denkt, was er für Ideen hat. Und lass dich überraschen, was er dir zu sagen hat.

 

 

#5 Übe jede Woche einen kleinen Mutausbruch

Auch hier gilt wieder das Prinzip der Komfortzone, die wir öfter mal verlassen sollten, damit wir uns weiterentwickeln können. Mit jedem Mutausbruch können wir sie erweitern.

Allerding sollten wir nicht nur darauf warten, dass sich die Gelegenheiten für einen Mutausbruch sich ergeben. Sondern jede Woche welche planen. Etwas tun, wofür wir ein kleines bisschen Mut brachen.

Etwas, für das wir den inneren Kritiker mal in Urlaub schicken und mit ein bisschen Bauchkribbeln und Aufregung in unsere Entwicklungszone gehen. Und merken, wie gut es sich anfühlt, endlich mal wieder über sich selbst hinauszuwachsen.

Suche dir dafür Vorbilder, die dich mit ihren Mutausbrüchen inspirieren.Lass dich von ihnen anstecken. Denn Mut ist ansteckend.

Frage dich in Situationen, in den du gerne mutig sein würdest: Was würde diese Person jetzt tun? Was würde sie sagen, welchen Gesichtsausdruck, welche Stimmlage hätte sie?

Verbinde dich innerlich mit ihr und mache deine eigenen mutigen Schritte. So wie Kinder durch nachahmen lernen, können wir das auch tun.

 

Dankbarkeit für mein mutiges Herz 

Ich habe meinen mutigen Schritt in das gemeinsame Leben mit meinem Mann nie bereut. Es war das Beste was ich tun konnte. Und ich bin meinem mutigen Herz immer noch dankbar, dass es mich damals an die Hand genommen hat.

Und dass ich so lernen durfte, dass die mutigen Entscheidungen in unserem Leben aus dem Herzen kommen.

 

Nimm dir Zeit für den mutigen Teil in dir

Wenn du den mutigen Teil in dir stärken möchtest, dann nutze die Schreibimpulse für dich. In meinem letzten Schreibworkshop haben meine Teilnehmerinnen diese Texte für sich selbst geschrieben.

Der erste Text von Andrea:

Ich möchte gerne mutig sein, etwas wagen, mich anderen und mir selbst zu-muten. Zu mir stehen, mich zeigen als die, die ich bin – sein werde.
Mut ist wenn ich vertraue – mir und dem Leben. Schritte wagen – eigene Schritte. Nicht in die Fußstapfen der anderen treten,
Birgit

Est ist mir schon seit einiger Zeit fast egal, was andere Menschen über mich denken. Auch wenn mir das jetzt von meinem Chef den Spitznamen Pippi Langstrumpf eingebracht hat – Sie machen sich die Welt, wie Sie Ihnen gefällt. Ehrlich gesagt, gefällt es mir ganz gut Pippi zu sein. Es bedeutet für mich Freiheit und das geradeheraus zu sagen, was ich meine. Denn aufgewachsen in einem streng religiösen Elternhaus, wo die meisten Dinge, die Spass machten verboten waren, war meine Welt damals überhaupt nicht so wie sie mir gefällt.
Nelli

 

Willst du auch mutige Entscheidungen treffen?

Wenn du lernen möchtest, wie du mutige Entscheidungen treffen kannst und dich gerne dabei von mir unterstützen lassen möchtest, dann buche gerne ein Informationsgespräch mit mit. Und wir schauen was du brauchst, um den mutigen Teil in dir zu stärken.

Herzliche Grüße

Alexandra

 

Alexandra

 

Portrait Alexandra Cordes-Guth

Alexandra Cordes-Guth Logo 

Alexandra Cordes-Guth begleitet Menschen mit viel Wertschätzung und Empathie
auf dem Weg ihrer beruflichen und persönlichen Veränderung und Entwicklung.

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2 Kommentare

  1. Wunderbar – deinen Zeilen über den MUT
    Danke
    Ich freue mich, dass sich unsere virtuellen Wege gekreuzt haben

  2. Liebe Susanne, freut mich, dass dir der Beitrag gefällt. Und ich freue mich auch, dass sich unsere Wege gekreuzt haben.
    Herzliche Grüße
    Alexandra

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