Ich wünschte, ich könnte meine Selbstzweifel überwinden. Sie machen sich immer wieder gerne bemerkbar:
Wenn alle Augen während meines Vortrags auf mich gerichtet sind, treffen sie mich plötzlich und es durchfährt mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Oder während ich an meinen Texten für das neue Buch schreibe, beginnen sie tief in meinem Inneren zu rumoren.
Oder wenn jemand eine kritische Bemerkung macht, die sich auf mich beziehen könnte, klopfen sie in mir an.
Selbstzweifel sind wie Schlingpflanzen
Tief eingegrabene Selbstzweifel. Die sich wie Schlingpflanzen um die wundervollen Blüten meiner Selbstliebe winden. Ich kann an ihnen ziehen und zerren, sie ausreißen – aber wie von Zauberhand erscheinen sie wieder, kriechen unaufhaltsam durch meinen Gedanken.
Sie wirken manchmal erst ganz harmlos. Kleine grüne Blättchen, die sich ganz zierlich und fast spielerisch um alles herum ringeln können. Aber wenn ich nicht regelmäßig darauf achte, sie wieder zu entfernen, hat das, was eigentlich in mir blühen möchte, keinen Raum mehr.
Selbstzweifel lassen Menschen oft an sich verzweifeln
Selbstzweifel gehören zum Menschsein dazu. Sie können sogar heilsam sein, uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen, wenn wir uns zu viel zutrauen oder zumuten. Dann sind sie wie eine fürsorgliche, mahnende Stimme, die uns helfen kann, besser auf uns zu achten.
Aber die meiste Zeit sind sie überflüssig. Wie eine Alarmanlage, die die Bewohner ihres Hauses in Angst und Schrecken versetzt, weil sie ständig losgeht. Auch wenn nur die Nachbarskatze oder der Postbote in der Nähe sind.
Selbstzweifel lassen Menschen oft an sich selbst verzweifeln. Sie bringen negative Gedanken mit sich,die innerlich lähmen und mutlos machen. Es sind Gedanken wie:
Ich bin nicht gut genug.
So viel Fehler wie ich macht sonst keiner.
Ich muss es allen recht machen und mich immer anstrengen – sonst mag mich niemand.
Ich bin viel zu negativ – kein Wunder dass es mir nicht gut geht.
Ich habe es nicht verdient, glücklich zu sein.
Ich kann machen was ich will. Ich werde trotzdem nicht gesehen.
Wahrscheinlich gehe ich allen nur auf die Nerven.
Andere können mehr als ich.
Kennst du solche Selbstzweifel-Sätze, die sich wie Schlingpflanzen durch deine Gedanken ziehen? Kannst du wahrnehmen, welche Wirkung sie auf dich haben und wohin sie dich bringen?
Ganz sicher hast du schon die Erfahrung gemacht, dass sie wie Energieräuber sind, die sich wie lästiges Ungeziefer auf dich stürzen. Erbarmungslos an dir saugen und nagen. Bis das grüne Licht der Hoffnung immer blasser wird und du dich in deinem inneren Garten der Selbstliebe ausgelaugt und vertrocknet fühlst.
Es gibt zum Glück viele Möglichkeiten, diese Energieräuber loszuwerden. Und deine Selbstzweifel so zu überwinden. Drei einfache Übungen dazu findest du hier.
Meine Selbstzweifel und das Abitur
Direkt nach meinem Abitur waren meine Selbstzweifel so richtig in Fahrt.
Bis heute träume ich davon, dass ich noch mal zur Abiturprüfung muss, gehe die große, breite Treppe zum Lehrerzimmer hoch, höre gedämpftes Gemurmel aus den Klassenzimmern und bemerke auf einmal, dass ich überhaupt nichts mehr kann und weiß.
Sehe mich vor einer Prüfungsaufgabe sitzen – und habe keine Ahnung, was ich dazu schreiben könnte.
Ich hätte gerne Grundschullehramt studiert. Aber meine Selbstzweifel haben mir gesagt, dass ich dafür nicht gut genug in deutscher Grammatik bin. Und es sicher auch nicht mehr lernen werde.
Ich wollte ins Ausland gehen. Aber meine Selbstzweifel haben mir gesagt, dass ich kein Sprachtalent bin.
Ich hätte gerne Psychologie studiert. Aber meine Selbstzweifel haben mir gesagt, dass ich durch die Statistik niemals durchkomme, weil ich zu schlecht in Mathe bin.
Wenn mein liebevolles, weises Ich mich an die Hand nimmt
Könnte mein heutiges Ich mich in dieser Zeit noch mal an die Hand nehmen, sähe es anders aus. Es würde die Schlingpflanzen sanft von meinen zarten Trieben entfernen und dafür sorgen, dass ich mutig und selbstbewusst auf meine Wünsche und meinen Weg schaue.
Es würde mich dabei unterstützen, auf meine Intuition zu hören, mir sagen, dass ich noch viel lernen kann, dass ich Fehler machen darf, würde mir helfen zu erkennen, welche Potentiale ich in mir habe.
Es macht mich manchmal ein bisschen traurig, dass es diese liebevolle Instanz, die es heute in mir gibt, damals nicht in meinem Leben gab. Aber trotzdem hat das Leben, das Schicksal dafür gesorgt, dass ich meinen Weg gehen kann. Durch alle Selbstzweifel hindurch.
Selbstzweifel überwinden und ihnen Einhalt gebieten
Immer wieder hat sich der Urwald der Selbstzweifel gelichtet, wunderbare Wege vor mir geebnet.
Ich bin trotz aller Umwege an Plätzen angekommen, an denen ich aufblühe und mich verwurzelt und in meiner Kraft fühle.
Und ich darf heute psychotherapeutisch mit Menschen arbeiten und wie eine Lehrerin für sie sein. Es hat sich alles so gefügt, wie ich es mir damals schon gewünscht habe.
Ich habe im Lauf der Jahre gelernt, wie ich mit meinen Selbstzweifeln umgehen kann. Sie rechtzeitig wahrnehme und ihnen Einhalt gebiete. Damit das, was noch in mir wachsen und erblühen will, den Raum bekommt, den es braucht.
Eine Übung, die mir dabei hilft, ist das therapeutische Schreiben. Beim Schreiben ordnet sich etwas in uns, sortiert sich, wird klarer. Auch Selbstzweifel werden greifbarer, können aus unserem Inneren auftauchen und sichtbar werden. Und wir lösen uns dadurch aus ihrer inneren Umschlingung.
Schreiben ist Kommunikation mit dem Unaussprechlichen
Max Frisch
Therapeutisches Schreiben trägt zur Persönlichkeitsentwicklung und mehr Wohlbefinden bei. Ja, Schreiben hilft, Klarheit zu gewinnen und Gedanken zu ordnen. Schreiben kann Distanz schaffen zu emotional schwierigen Themen. Jeder hat beim Schreiben im Tagebuch, in Mails oder in Briefen schon erfahren, wie sehr Schreiben erleichtern kann und dafür sorgt, dass man sich besser fühlt. So kann eigentlich jeder intuitiv ganz für sich allein therapeutisch schreiben.
Den Selbstzweifeln im Schreiben Raum geben
Wenn sich meine Selbstzweifel melden, gebe ich ihnen durch das Schreiben Raum. Ich lasse sie auf dem Papier alles aussprechen, was sie mir zu sagen haben.
Dadurch werden sie automatisch kleiner, greifbarer und verständlicher. Ich gehe innerlich mit ihnen ins Gespräch und erfahre, welche Absichten sie haben. Wovor sie mich vielleicht schützen wollen.
Es ist, als ob ein bedrohlicher Schatten, der in der Nacht beängstigend und unheimlich wie ein gefährlicher Einbrecher ist, im Licht des Tages zu einer alten Strickjacke wird, die auf dem Kleiderbügel am Schlafzimmerschrank hängt.
Und sobald sich meine inneren Selbstzweifler ausgesprochen haben, lasse ich natürlich auch noch meine unterstützenden Anteile zu Wort kommen.
Ich frage mich beim Schreiben: Was würde mein mutigster und stärkster Teil dazu sagen, was würde er tun? Wenn ich meine beste Freundin zu Wort kommen lassen würde, was würde sie mir sagen? Wie sehen diese Gedanken im Licht meines inneren Mitgefühls aus?
Vieles, was beim Schreiben passiert, geschieht ganz von selbst. Beim therapeutischen Schreiben öffnet sich die Tür zu unserem Unbewussten. Wir zapfen unsere innere Weisheit an, die durch das reine Nachdenken nicht aktiviert werden kann.
Schreib dir deine Selbstzweifel von der Seele – so geht’s
Mir hilft es, ein Zitat oder einen kurzen Text zu nehmen, und assoziativ meine Gedanken zu diesem Thema aufzuschreiben.
Viele Menschen, die sich meine „Selbstbewusst-Sein“ Bücher gekauft haben, schreiben mir, dass sie genau das immer wieder mit meinen Texten tun. Und erstaunt sind, welche Erkenntnisse sichtbar werden.
Möchtest du deinen Selbstzweifel näherkommen, Möglichkeiten finden, sie aufzulösen? Hier ist ein Text aus meinem vierten Band (an dem ich gerade noch schreibe) zum Thema Selbstzweifel, der dich dabei an die Hand nehmen kann.
Nimm dir Stift und Papier, lies den Text – und fange an, deine Gedanken dazu aufzuschreiben. Lass dir Zeit.
Achte nicht auf Rechtschreibung und Grammatik. Lass zu, dass deine Hand ganz automatisch über das Papier gleitet. Schreib neue Fragen auf, die in dir auftauchen. Bitte dein Unbewusstes darum, dir darauf zu antworten. Und warte ab, was beim Schreiben auftaucht.
Hier ist der Text:
Selbstzweifel lassen uns oft an uns selbst verzweifeln. Sie machen uns klein, wir fühlen uns wertlos und einsam. Sie helfen uns nicht dabei, zu wachsen, und unser Licht leuchten zu lassen.
Wenn wir ihnen Raum geben, begrenzen sie uns und nehmen unseren Gaben und Träumen ihre Kraft.
Schenk dir stattdessen Selbstmitgefühl und Selbstliebe. Nimm wahr, wie dein Herz warm und weit wird. Und dein Selbstvertrauen sich in dir ausdehnt.
Welche Selbstzweifel tauchen in deinem Leben immer wieder auf? Woran hindern sie dich, wovor wollen sie dich schützen? Was könntest du tun, wenn sie sich im Licht des Mitgefühls auflösen würden?
Gedanken- und Schreibimpulse für jeden Tag
Wenn du dir tägliche Gedanken- und Schreibimpulse für ein gesundes Selbstbewusstsein wünschst und deine Selbstzweifel überwinden möchtest, dann nutze doch meine Bücher mit Texten für jeden Tag dafür.
Du kannst sie direkt bei mir mit einer persönlichen Widmung bestellen. Schreibe mir dazu hier einfach ein Mail. Oder bestelle sie in deiner Buchhandlung vor Ort oder Internet. Hier sind Infos zu den Büchern und ISBN (Bestellnummern)
Ich wünsche dir, dass du deinen Selbstzweifeln gemeinsam mit deinem liebevollen, weisen Ich auf die Schliche kommst und dem, was in dir erblühen möchte, viel Raum geben kannst.
Probiere das Schreiben einfach mal aus. Und lass mich wissen, wie es dir damit gegangen ist.
Herzliche Grüße
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