Der Weg zu einem glücklichen Leben beginnt immer bei uns selbst. Wie du tiefe seelische Wunden heilen kannst und ein glückliches Leben führst – dafür gibt es eine wunderbare Möglichkeit. Die Tür dorthin können wir selbst öffnen, wenn wir bereit sind uns selbst zu begegnen. Möchtest du den Schlüssel zu deiner inneren Tür?
Ich verrate dir, wie du ihn finden kannst.
Tiefe seelische Wunden und die Leere in uns
Lena ist eine zarte kleine Frau, sie sieht aus wie ein scheues Reh auf einer Waldlichtung, der Körper angespannt, immer auf dem Sprung. Sie schaut mich mit ihren großen Augen an, die immer wieder wie ins Leere, in eine weite Ferne blicken.
Ihr Gesicht ist umrahmt von dicken, dunklen Locken, die sie fast zu erdrücken scheinen. Sie hat beide Eltern über Jahre gepflegt, ihr eigenes Leben für sie aufgegeben.
Und jetzt kommt sie über deren Tod nicht hinweg, findet keinen Raum für ihre Trauer und ihre tiefe Erschöpfung. Der Ausdruck ihrer seelischen Wunden.
Ihre Kindheit sei schön gewesen, die Eltern hätten sich um und sie und ihre beiden Brüder gekümmert, sie hätten alles bekommen, was sie brauchten.
Trotzdem ist da eine Leere, ein Mangel in ihr, den sie sich nicht erklären kann.
Was Kinder von ihren Eltern brauchen
Was brauchen Kinder eigentlich von den Eltern? Hast du darüber schon nachgedacht? Neben Essen, Trinken und der materiellen Versorgung?
Viele meiner Klienten können nicht verstehen, warum die Wurzel ihrer Krise oder Krankheit in der Kindheit liegen soll – wo die Eltern doch alles getan haben, was sie konnten. Und das stimmt natürlich auch.
Was den Meisten fehlt, ist die emotionale Bindung, Nähe, Zärtlichkeit, Interesse und Zeit für Gespräche.
Das hat oft nicht stattgefunden, weil die Eltern damit beschäftigt waren, Geld zu verdienen, ein Haus zu bauen, den Haushalt zu erledigen.
Und in meiner Generation die meisten Eltern Kriegskinder waren, die ihre eigenen Traumata in sich tragen und nicht gelernt haben, eine emotionale Bindung aufzubauen. Sie konnten es nicht besser.
Aber als Menschen ist unser tiefstes Bedürfnis, emotionale Nähe zu spüren, verbunden zu sein, ein Gegenüber zu haben, das für uns erreichbar ist und uns Halt gibt.
Das zeigen die Ergebnisse der neurobiologischen Forschung ganz deutlich: Menschen brauchen Bindung.
Eine Überlebensstrategie
Für viele Menschen waren ihre Eltern emotional nicht spürbar und erreichbar. Oft erlebe ich, dass Menschen in der Kindheit sogar die emotionale Verantwortung für ihre Eltern übernommen haben.
Sie haben sich angepasst, damit die Mutter nicht noch mehr Probleme zu bewältigen hat, haben ihre eigenen Bedürfnisse immer mehr zurückgenommen – bis sie sie gar nicht gespürt haben.
Sie haben Verständnis für den cholerischen Vater entwickelt, der eben einfach zu viel Arbeit hatte und deshalb manchmal herumschrie und brüllte.
Und diese Verhaltensweisen wirken in unserem Unbewussten bis in unser Erwachsenenleben nach.
Sie waren eine Art Überlebensstrategie, haben einem geholfen in der Familie gut zurecht zu kommen.
Probleme waren mal Lösungen
Und werden irgendwann im Leben zu einem Problem, weil man sich selbst dabei verliert. In der systemischen Therapie sagt man: Probleme waren einmal Lösungen.
Und es ist wichtig zu schauen, wann in meinem Leben war das Problem mal eine gute Lösung, wann und warum hat es Sinn gemacht, dass ich mich so verhalte.
Dass ich mich immer um andere kümmere, meine Gefühle für mich behalte, niemandem zur Last falle.
All diese Erlebnisse und Verhaltensweisen sind in unserem Unbewussten wie in vielen kleinen Schubladen in uns abgespeichert.
Und manchmal passiert etwas im Außen und eine der Schubladen öffnet sich ganz von selbst.
Trigger – die alten Muster in uns
Das sind die sogenannten Trigger, die ganz unbemerkt die alten Muster in uns aktiv werden lassen – oft bis in unsere Kindheit hinein.
Wenn der Chef einen wegen eines Fehlers vor allen niedermacht und man sich fühlt wie ein Fünfjähriger den der Vater ausschimpft, man nicht mehr angemessen und gelassen reagieren kann und innerlich erstarrt.
Oder wenn die überlastete Kollegin einen fragt, ob man ihr was abnehmen kann und man ja sagt, obwohl man eigentlich endlich mal pünktlich gehen wollte.
Da geht vielleicht die Schublade zur guten Tochter auf, die nur Anerkennung bekam, wenn sie immer alle Pflichten erfüllt hat.
Das Kind von damals lebt in uns – und braucht uns
Wer ein Selbst-Bewusstes Leben führen will, muss sich dem Kind von damals zuwenden, es erzählen lassen, was es sich gewünscht hätte, was es vermisst hat, wo es verletzt und beschämt wurde.
Denn in uns allen gibt es einen wunderbaren Persönlichkeitsanteil: Unser inneres Kind. Es der Teil in uns, der verletzlich und empfindsam ist – und gleichzeitig auch der Teil, der spontan, intuitiv und ausgelassen sein kann.
Beide sind miteinander verbunden.
Nur wer bereit ist beide anzuschauen und zu integrieren, kann sein volles Potential leben.
Ein sehr gutes Buch dazu, das ich immer gerne empfehle ist von der Psychologin Stefanie Stahl: „Das Kind in dir muss Heimat finden“.
In diesem Buch beschreibt sie sehr gut verständlich, was es mit diesem inneren Kind auf sich hat und wie man Zugang dazu findet. Hier ist ein Interview mit Stefanie Stahl zu ihrem Buch.
Ein glückliches Leben führen
Lena konnte mehr und mehr verstehen, wie mutig und tapfer sie schon als kleines Mädchen versucht hatte, es der Mutter leicht zu machen, vernünftig und anspruchslos zu sein, damit sie es nicht noch schwerer hat.
Besonders als der jüngere Bruder starb. Alle hatten Mitgefühl mit den Eltern. Dass sie ihren geliebten Bruder verloren hatte und auch Trost gebraucht hätte ging unter.
Auch als erwachsene Frau wollte sie das Leid der Mutter tragen, ihr die Demenzerkrankung leichter machen, tat alles was in ihrer Macht stand.
Bis sie nach dem Tod der beiden Eltern zusammenbrach und erkannte, dass es ihr eigenes Leben nicht mehr gab.
Schritt für Schritt konnte sie die kleine Lena in ihr Herz schließen und wieder spüren, was sie brauchte um gesund zu werden. Und ein glückliches Leben zu führen.
Der Schlüssel für ein gesundes Selbst-Bewusstsein
Für mich selbst war die Begegnung mit meinem inneren Kind einer der wichtigsten Schlüssel für mein eigenes, gesundes Selbst-Bewusstsein. Und ein großes Tor zu einer heilsamen Selbstliebe.
Das innere Kind ist wie ein helles Licht in uns, voll Kraft und Energie. Es verbindet uns mit unseren tiefsten Gefühlen, mit unseren Träumen, Hoffnungen und einzigartigen Fähigkeiten.
Durch den Zugang zu meinem inneren Kind konnte ich erkennen, wie viel Mitgefühl ich für andere Menschen habe – und wie hart ich oft mit mir selbst umgehe.
Und ich konnte im Kontakt mit meinem inneren Kind den Schmerz und den Mangel in meiner Kindheit integrieren:
Mit einer Mutter, die selbst viel Hilfe und Unterstützung brauchte und emotional instabil und unberechenbar war.
Und einem Vater, der kaum fähig gewesen ist eine Bindung aufzubauen, die Familie im Stich ließ und kaum Interesse an seinen Kindern hatte.
Ich muss diesen Schmerz nicht mehr verdrängen, er darf da sein. Ich kann ihn als Teil meines Lebens akzeptieren und weiß, dass viele Menschen ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Dass durch die Integration eine neue Kraft und Stärke in mir wächst. Und ich meinen Eltern vergeben kann und das nehmen, was sie zu geben hatten.
Wenn wir mit unserem inneren Kind verbunden sind, können wir authentisch sein und immer mehr zu dem Menschen werden, der wir im tiefsten Inneren eigentlich sind.
Wir können erkennen, dass wir wunderbar und wertvoll sind – und es verdient haben, geliebt zu werden.
Auch wenn die eigenen Eltern es nicht so konnten, wie wir es verdient und gebraucht hätten. Und uns selbst diese Liebe geben.
Herzliche Grüße
Liebe Alexandra,
herzlichen Dank für den anrührenden Artikel, in dem Du viel von Dir selbst zeigst. Was Du von Deiner Mutter schreibst, passt auch auf meine Kindheit. Damals habe ich vorzeitig Verantwortung für das emotionales Wohlbefinden meiner Eltern übernommen. Was das für eine Last war, merkte ich erst Jahrzehnte später. Und auch mir hat die Kontaktaufnahme mit meinem inneren Kind neue Handlungsmöglichkeiten eröffnet – jenseits der automatischen Trigger-Reaktionen. Vor allem fühlt sich diese Verbindung gut an. Inzwischen höre ich mein inneres Kind schon ganz gut, wenn ich mal achtlos bin und es ignoriere. Ist aber immer noch eine Lernaufgabe :-).
„Das innere Kind ist wie ein helles Licht in uns, voll Kraft und Energie. Es verbindet uns mit unseren tiefsten Gefühlen, mit unseren Träumen, Hoffnungen und einzigartigen Fähigkeiten.“ Genau, vielen Dank, dass Du mich daran erinnerst.
Herzlichst
Christine
Liebe Christine, es freut mich, dass auch dir der Kontakt mit dem inneren Kind neue Handlungsmöglichkeiten eröffnet hat. Für mich ist es in der Therapie und im Coaching meist der Schlüssel, der Menschen einen ganz neuen Zugang zu sich selbst schenkt. Es ist natürlich eine Lernaufgabe, die immer wieder Achtsamkeit und Aufmerksamkeit braucht. Aber oft auch breichernde und beglückende Erfahrungen möglich macht. Schön, wenn wir uns gegenseitig immer wieder daran erinnern dürfen.
Herzliche Grüße
Alexandra
Vielen herzlichen Dank, liebe Alexandra (ich hoffe „du“ ist fein),
ein differenziert & liebevoll formulierter Text! In mir resoniert besonders: „verbunden sein“ als tiefes in uns verankertes Bedürfnis – ja, dem ist so.
Auch schön zu lesen, deine ganz persönlichen Erlebnisse & Wahrnehmungen.
Gehab dich wohl, es grüßt herzlich, Carolin
Liebe Carolin, oh ja – das Verbundensein ist wirklich ein tiefes Bedürfnis in uns Menschen. Ich bin sehr dankbar, dass das sogar die Neurobiologie nachweisen kann. So ist es für den Kopf verständlich. Das Herz weiß es sowieso.
Herzliche Grüße
Alexandra
Danke für den Text! Ich fühle, dass ich mehr Verbindung mit meinem inneren Kind zulassen möchte.
Liebe Sarah, danke für deinen Kommentar. Es freut mich sehr, dass du diesen Wunsch in dir spürst. Die Verbindung zum inneren Kind ist wirklich etwas sehr stärkendes und wundervolles. Ich wünsche dir viele gut Erfahrungen damit. Herzliche Grüße Alexandra