Diesen Sommer habe ich mir eine Auszeit genommen. Und es kam so ganz anders als ich mir das ausgemalt hatte. Zwei Monate weniger tun. Meinen Newsletter einfach ruhen lassen, Projekte und Aufgaben im Haushalt und Garten auf ein Minimum runterfahren.
Und ich dachte: Endlich Zeit für mich, einfach meinen Gedanken nachhängen, früh morgens im menschenleeren Bodensee schwimmen gehen, erholsame Wanderungen im Allgäu mit mir alleine unternehmen und mit dem SUP stundenlang auf dem Wasser treiben lassen.
Ich wollte Klarheit für meine Ideen und Projekte bekommen und tolle neue Angebote entwickeln, an meinem Buch schreiben, kreativ sein und aus Schwemmholz kleine Kunstwerke machen. Das waren die Ideen, die gut gelaunt durch meinen Kopf schwirrten. Und mich schon bei der Vorstellung glücklich machten.
Innere Leere statt guter Gedanken
Aber: Statt Freude und Erleichterung ließen sich Erschöpfung und Antriebslosigkeit wie unerwünschte Gäste an meiner Seite nieder. Ich saß in unserer Lounge im sommergrünen Garten, schaute den vorbeiziehenden Wolken nach und fühlte eine innere Leere, in die sich Traurigkeit mischte.
Die sehnsüchtig erwarteten neuen Ideen tauchten nicht auf, ließen sich nicht einfangen, ich konnte sie auch mit Meditation und Schreiben nicht hervorlocken.
Stattdessen kamen alte Glaubenssätze und Gedanken, die wie lästige Insekten im Zick Zack Flug durch meinen Kopf sausten. Ich war frustriert, der Traum von meiner Auszeit zerplatzte zuerst mal wie eine bunte Seifenblase.
Ich hatte mir ein Idealbild gemalt, in Pastell und sonnengelb. Und dabei ganz vergessen, dass zum Leben auch die Grautöne und die schwarzen Kleckse gehören.
Die Farbpalette unserer Gefühle und Gedanken
Vielleicht hast du diese Erfahrung auch schon gemacht. Und vor einer Auszeit ganz vergessen, dass die Farbpalette unserer Gefühle und Gedanken eine große Vielfalt hat. Mit leuchtenden, zarten, grellen und auch dunklen Farben.
Sie gehören alle dazu, damit wir uns mit dem Leben, seinen Höhen und Tiefen und uns selbst verbinden können. Mit dem Licht und den Schatten in uns, die immer wieder erlöst und transformiert werden wollen. Damit die Dunkelheit in uns den Weg in Licht finden kann.
In meiner Auszeit ließ ich die ungebetenen Gefühls- und Gedankengäste schließlich einfach da sein. Gemeinsam schauten wir in den Himmel und es wurde friedlich in mir. Ich begann, aus der Sicht meines liebevollen Eltern-Ichs auf mich zu schauen und mir selbst Verständnis für die dunklen Gefühle entgegenzubringen. Es tat gut zu verstehen, warum ich nach anstrengenden Monaten nicht gleich in einen luftsprungmachenden Hurra Zustand gleiten konnte.
Die Erschöpfung in mir wollte gesehen werden. Mein inneres Kind hatte keine Lust auf die nächste produktive Phase. Es wollte einfach sein und das Gefühl einladen, dass es mal nichts zu tun gibt.
Stück für Stück konnte ich das Bild der idealen Auszeit loslassen. Und bei mir ankommen. Ohne Erwartungen und Druck. Ich konnte wahrnehmen und akzeptieren, dass gerade keine Energie für Ideen und Pläne da war.
Und mich immer mehr mit meinem liebevollen, fürsorglichen Eltern-Ich, verbinden. Nach und nach begann die Lebensenergie in mir zu sprudeln. Erst nur tröpfchenweise und zaghaft. Dann mit immer mehr Freude und Leichtigkeit.
Auszeit und Glücksmomente
Und meine Wünsche und Träume, die ich am Anfang meiner Auszeit hatte, bahnten sich ihren Weg. Nicht alle – aber viele. Ich fuhr morgens mit meiner Tochter an den Bodensee, tauchte in das seidenglatte Wasser ein und ließ mich und meine Gedanken einfach treiben.
Aus einer kurzen Wanderung im Allgäu wurde eine Tagestour, weil ich so viel Glück und Freude bei den Ausblicken in die stillen, majestätischen Berge spürte, dass ich einfach immer weiterlief. (Manchmal mit etwas wackligen Knien, wenn ich an einer Herde grasender, gefährlich muhender Kühe vorbeimusste).
Meine erste Kurzgeschichte bahnte sich ihren Weg aufs Papier und eröffnete mir einen ganz neuen Schreibraum. ( Es war eine Kurzgeschichte über das Lieblingsbuch meiner Jugend: „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl).
An einem Sonntagmorgen machte ich mich auf den Weg zu einem Intuitionsspaziergang, entdeckte vor meiner Haustür verwunschene Wege, saß an kleinen, murmelnden Bächen und öffnete mich den Botschaften der Natur um mich herum. Die beim Schreiben vor mir auf dem weißen Papier landeten.
Es gibt gerade nichts zu tun
Manchmal meldete sich noch die Stimme des Wolfes (das kritische Eltern-Ich), die fragte, wann ich denn jetzt neue Online-Kurse und Workshops planen und Ideen für meine Newsletter sammeln würde.
Ich nahm sie freundlich wahr und sagte ihr diesen wunderbaren Satz: Es gibt gerade nichts zu tun. Das Universum sorgt für mich und das Gute ist auf dem Weg zu mir. Dann wurde es still und friedlich.
Und die Ahnung eines neuen Lebensgefühls flatterte sanft mit den Flügeln. Diesen Satz habe ich mir immer wieder gesagt, wenn meine Gedanken nach meinen Plänen fragten und mich unruhig werden ließen.
Nimm ihn gerne auch mal für dich, wenn du deinen Gedanken eine Auszeit verordnen möchtest. Oder suche dir einen anderen, den dein liebevolles Eltern-Ich dir gerne mitgeben möchte.
Warum Auszeiten wichtig sind
Auszeiten sind wichtig. Sie sind Pausen, in denen wir Abstand vom Alltag und den vielen To dos bekommen können.
So wie wir zwischen Ein- und Ausatmen eine Pause brauchen, weil wir sonst hyperventilieren. Die Stille zwischen den Atemzügen, in denen nichts zu tun ist, sich innerlich etwas sortiert und ordnet. Das ist eine Auszeit.
Wir brauchen sie für Körper, Geist und Seele. Manchmal reicht es, sie in kleinen Dosen in unseren Alltag einzubauen. Und drei- bis fünfmal am Tag den Pause Knopf zu drücken.
Zwei Minuten den Atem und die Gedanken wahrnehmen und aus dem Hamsterrad des Tuns auszusteigen.
Auch eine Auszeit von der Arbeitswoche tut gut. Am Wochenende einen Spaziergang machen, in ein Museum gehen, einen Film anschauen, malen, schreiben, Freunde treffen.
Bewusst in sich hinein hören, was uns gerade guttut. Und nicht den Ansprüchen von außen und an uns selbst folgen, was wir noch tun müssten. Sondern der Freude und Leichtigkeit Raum geben.
Und dann sind da noch die größeren Auszeiten. Ein ganzes Wochenende nur für uns. Oder ein paar Wochen Aufgaben und Dinge zur Seite stellen und Raum für Erholung schaffen.
So wie ich in diesem Sommer. Welche Auszeiten planst du regelmäßig für dich ein? Was hält dich immer wieder davon ab?
Auszeit heißt: Bei sich selbst ankommen
Die Erkenntnis meiner letzten Auszeit: Wir sollten uns nicht von unserem Weg zu uns selbst abhalten lassen, wenn sich zuerst die Erschöpfung meldet und der Wirbel des Tuns in sich zusammenfällt. Das ist gut und heilsam. Und es führt uns durch Schichten unseres Seins mitten in unsere Essenz, unseren wunderbaren Kern.
Wir kommen mit allem was ist bei uns selbst an, nehmen wahr was ist und begeben uns in den Fluss des Vertrauens, dass alles gut ist, so wie es ist.
Wann nimmst du dir kleine Auszeiten in deinem Alltag? Wie oft hältst du die Zeit an und erlaubst dir einfach zu atmen und da zu sein?
Und wann gönnst du dir größere Auszeiten, in denen es nur um dich geht – den wichtigsten Menschen in deinem Leben? In denen du die Stimme deines Herzens und deiner Seele hören kannst, in denen dein inneres Kind seine Lebensfreude und Kreativität leben kann?
Noch mehr zu diesem Thema kannst du dir in meinem Gute Gedanken Video auf You Tube anschauen. Darin erzähle ich, wie du mit fünf Schritten bei dir selbst ankommen kannst. Und einfach SEIN darfst.
In meinen Online-Seminaren und meinen Klosterseminaren kannst du dir eine kleine oder größere Auszeit schenken. Hier geht es zu meinen Seminaren und Workshops.
Schreibimpuls für eine kleine Auszeit
Du kannst dir auch einfach eine kleine Schreib-Auszeit nehmen. Nimm den folgenden Satzanfang und schreibe 15 Minuten alles was, was dir dazu in den Sinn kommt. Wenn du auf ein ganz anderes Thema kommst, ist das auch in Ordnung.
Hier ist der Satzanfang: Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben und darf…
Du kannst auch einfach einen Satz oder Abschnitt aus diesem Blogbeitrag nehmen, der dich bewegt. Und 10 Minuten deine eigenen Gedanken dazu aufschreiben.
Ich wünsche dir, dass deine Auszeiten dich immer mehr zu dir selbst führen. Und sie zum Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit dir selbst werden.
Herzliche Grüße
Es ist Immer wieder erstaunlich, dass du genau das schreibst, wie ich mich gerade fühle. schön zu wissen, dass ich nicht alleine bin !Die unerwünschten Gäste Erschöpfung und Antriebslosigkeit haben sich bei mir auch eingenistet. Oft gehe ich mit ihnen zusammen ins Bett und Kuschel mit ihnen. Ohne diese Auszeiten schaffe ich den Alltag nicht mehr und beruhige mein schlechtes Gewissen, dass ich in meinen 56 Jahren Lebenszeit schon genug geschafft und geleistet habe. Ich habe nun ein Anrecht auf Glück und Zufriedenheit.
Liebe Kerstin, ich finde es auch erstaunlich, wie oft meine Texte mit meinen Lesern in Resonanz gehen und so immer wieder Verbundenheit, auch über große Entfernungen entsteht. Und ich mag deinen Gedanken, auf das zu schauen, was du alles schon geschafft hast. Und sich jetzt das Anrecht auf Glück und Zufriedenheit einen Platz in deinem Leben suchen darf. Das ist für mich auch die Frucht unserer Auszeiten: Diese Erkenntnisse und liebevollen Sätze in uns auftauchen zu lassen, damit sie unser Herz und unsere Seele wärmen. Liebe Grüße Alexandra