Sie saß mir gegenüber, ihr Mundwinkel zuckte heftig und gleichzeitig begann ihr Augenlid zu flattern, dann ein Ruck durch die Wange, unkontrollierbar, zu heftig, um es zu verbergen. Ihr Gesicht schien außer Kontrolle zu geraten.
Silke war eine Kollegin in meiner systemischen Ausbildung und hatte einen Tick, der dazu führte, dass ihr Gesicht immer wieder von Zuckungen geschüttelt wurde. Für alle sichtbar.
Es gab eine Phase in meiner Ausbildung, da zweifelte ich daran, ob ich gut genug bin. Und mein innerer Kritiker zählte mir jede Menge Gründe auf, warum ich lieber aufhören sollte.
Und dann kam Silke. In einem Gespräch erzählte sie mir von ihren Ängsten und Zweifeln und dass sie natürlich wusste, wie auffällig das Zucken in ihrem Gesicht war. Auch sie hatte manchmal Zweifel, ob sie mit diesem Handicap überhaupt als Therapeutin würde arbeiten können.
Aber sie ließ sich davon nicht aufhalten, weil sie spürte, dass sie viel zu geben hatte. Selbst durch viele Täler gegangen war.
Sie nahm mich in den Arm und sagte: „Du hast so viel Wärme und Wertschätzung zu geben, lass dich jetzt ja nicht von deinem Weg abhalten“.
Wir brauchen Vorbilder als Dünger für unsere Wünsche und Träume
Sie ist eines meiner Vorbilder, die mich immer dann inspirieren und ermutigen, wenn die Zweifel und Ängste mal wieder größer werden.
In einer Welt, die uns oft entmutigt – durch Zweifel, Angst oder Überforderung – brauchen wir Vorbilder, die zeigen, dass Entwicklung möglich ist. Die uns sagen, dass wir unsere Träume und Wünsche nicht aufgeben dürfen.
Wir brauchen Menschen, die vorleben, dass wir Einfluss nehmen können, dass wir gestalten dürfen und dass unser Beitrag zählt.
Einer dieser Menschen ist für mich Viktor Frankl, von dem ich oft in meinen Coachings erzähle.
Viktor Frankl und sein Ja zum Leben
Viktor Frankl war ein österreichischer Neurologe, Psychiater und Überlebender des Holocaust. Er hat Millionen von Menschen Hoffnung gegeben, indem er zeigte, dass selbst unter den unmenschlichsten Bedingungen – im Konzentrationslager – der Sinn im Leben nicht verloren gehen muss.
In seinem berühmten Buch „…trotzdem Ja zum Leben sagen“ erzählt er eindrucksvoll, wie innere Freiheit, Liebe und die Suche nach Sinn den Menschen selbst im größten Leid tragen können.
Frankl erinnert uns daran, dass wir nicht immer entscheiden können, was uns widerfährt – aber wir können wählen, wie wir darauf antworten.
Viktor Frankl als Vorbild für unsere Einzigartigkeit
Meine Kollegin Lilian Loton hat auf Linkedin den folgenden Text und das Zitat von Viktor Frankl geteilt.
Er hat mich sehr bewegt und nachdenklich gemacht. Und mir wieder in Erinnerung gerufen, wie wichtig Viktor Frankl als Vorbild für mich ist und wie er mich mit seinem Leben an meine Einzigartigkeit erinnert.
Mit jedem Menschen, der zur Welt kommt, wird ein absolutes Novum ins Sein gesetzt, zur Wirklichkeit gebracht.“
Viktor E. Frankl
“ Mit jedem Menschen tritt etwas in die Welt, was es so noch nie gegeben hat und was es so auch nie wieder geben wird, sagt Frankl mit dieser These.
Eifersucht oder Vergleiche mit anderen werden aus dieser Perspektive völlig sinnlos. Da wir durch niemanden je ersetzbar beziehungsweise mit niemandem vergleichbar sind.
Die These sagt:
🔹 Du bist ein absolutes Novum.
🔹 Nicht wiederholbar. Nicht ersetzbar. Nicht vergleichbar. Einzigartig.
Jeder Mensch bringt etwas in diese Welt, das kein anderer jemals einbringen kann – durch seine Art zu lieben, zu leiden, zu hoffen, zu handeln.
Diese Perspektive ist nicht nur schön – sie ist auch fordernd.
Denn sie macht klar:
Wenn Du nicht lebst, was durch Dich in die Welt will – wird es niemand tun.
In Beruf und Alltag heißt das:
✔ Deine Perspektive zählt – auch wenn sie leise ist.
✔ Deine Geschichte trägt Bedeutung – auch wenn sie nicht spektakulär scheint.
✔ Dein Beitrag ist unersetzlich – auch wenn er im Moment vielleicht unbemerkt bleibt.
Wir alle sind wie ein Steinchen in einem großen Mosaik. Jeder Stein ist einzigartig und trägt doch seinen Teil zum großen Ganzen bei. Fehlt ein Steinchen, ist das Mosaik nicht komplett.
Frankl setzt damit ein Gegengewicht zu allen Tendenzen der Entfremdung, Funktionalisierung und Selbstverachtung:
Du bist wertvoll und gewollt – und zwar als genau der, der du bist.
Wir können uns hierzu fragen: Worin liegt mein persönlicher Beitrag, den so nur ich leisten kann – im Beruf, in Beziehungen, in dieser Zeit?“
Vorbilder in meinem Leben
In meinem Leben durfte ich vielen Vorbildern begegnen.
Beim Schreiben habe ich gemerkt, dass ich damit ganze Seiten füllen könnte. Aber ich beschränke mich auf ein paar wenige aus der großen Zahl der wunderbaren Menschen, die für mich Vorbild sind.
Ein Vorbild meiner Jugend
Als ich 14 Jahre alt war und mein Leben nach der Trennung meiner Eltern gerade in Scherben lag, da begegnete mir Pfarrer Geri Keller. Ein Mann mit schlohweißen Haaren und einer tiefen Stimme, mit der er für uns Konfirmanden Lieder am Lagerfeuer sang.
Er brachte mir bei, dass in all unseren Brüchen ein Teil unserer Einzigartigkeit liegt. Und war für mich mit seinem großen Herz und seiner tiefen Liebe zu den Menschen ein großes Vorbild.
Vorbilder auf meinem beruflichen Weg
Rudi und Barbara, die mich durch die Ausbildung zur systemischen Therapeutin begleitet haben. Von ihnen habe ich gelernt, dass es keine Falschnehmung gibt – sondern nur die eigene Wahrnehmung.
Weil jeder seinen ganz subjektiven Blick auf die Welt hat. Sie sind mir auch heute noch Vorbilder mit ihrer respektvollen und wertschätzenden Haltung, die sie uns im Kurs entgegengebracht haben. Und die für mich die Basis meiner Arbeit als Coach und Therapeutin ist.
Meine Kollegin Laya Commenda, die letztes Jahr mit einem kleinen Koffer für 6 Monate auf Weltreise gegangen ist. Die mit Ende 40 Positive Psychologie studiert und sich innerhalb kurzer Zeit ein großartiges Online-Business aufgebaut hat.
Mit ihrem Mut, ihrer Tatkraft und ihrem Fokus auf die eigenen Stärken ist sie für mich ein großes Vorbild. Von ihr habe ich die Liebe zum intuitiven Schreiben geschenkt bekommen.
Große Vorbilder
# Margot Friedländer, die sich als Holocaustüberlebende gegen Antisemitismus und für Menschlichkeit eingesetzt hat. Und nicht müde war, in Schulen von ihrer Geschichte und ihrem Überleben zu erzählen. Damit wurde sie für viele jungen Menschen zu einem Vorbild.
# Frida Kahlo, die mexikanische Malerin, ist für für mich ein Vorbild, durch ihre Stärke im Umgang mit ihrem Schmerz und wie sie trotzdem ihren Weg als Künstlerin einzigartig und unbeirrbar gegangen ist. Nach einem schweren Unfall war sie körperlich ihr Leben lang eingeschränkt und litt unter chronischen Schmerzen. Doch anstatt sich davon brechen zu lassen, verwandelte sie ihren Leidensweg in kreative Kraft. Und malte einzigartige Bilder.
# Anne Frank, die in ihrem Tagebuch über ihre Träume, Ängste und ihren unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen schrieb und mich schon als junges Mädchen berührt und begeistert hat.
# Felix Klieser, ein Hornist, der ohne Arme zur Welt kam und mit den Füßen sein Instrument spielt. Sein Lebensweg inspiriert Menschen weit über die Musikszene hinaus und zeigt, dass echte Berufung keine körperlichen Voraussetzungen kennt.
# Benedikt Wells, der Autor von „Das Ende der Einsamkeit“. Er zeigt, wie man mit Entschlossenheit, Authentizität und literarischer Tiefe seinen eigenen Weg geht – trotz familiärer Last, gesellschaftlicher Erwartungen und persönlicher Zweifel. Wells änderte mit 19 Jahren seinen Nachnamen, um sich von der NS-Vergangenheit seines Großvaters Baldur von Schirach zu distanzieren. Und begann sofort nach dem Abitur mit dem Schreiben.
# Muhammad Yunus. Er gründete 1983 die Grameen Bank, die armen Menschen – vor allem Frauen – Kleinstkredite ohne klassische Sicherheiten ermöglicht, um ihnen den Weg aus extremer Armut zu ebnen. Yunus bewies, dass wirtschaftlicher Erfolg und soziale Verantwortung sich nicht ausschließen müssen.
# Malala Yousafzai hat mit mit 11 Jahren begonnen, sich öffentlich für das Recht von Mädchen auf Bildung einzusetzen – obwohl die Taliban in ihrer Heimat Pakistan genau das verbieten wollten. Ihr Einsatz für Bildung, Frieden und Gleichberechtigung wurde mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt, den sie mit 17 Jahren als jüngste Preisträgerin aller Zeiten erhielt.
Und für wen bist du ein Vorbild?
Wer gute Vorbilder hat und sich von ihnen inspirieren lässt, wird auch für andere Menschen zu einem Vorbild. Weil er sein Leben selbst-bewusst lebt und sich immer danach ausrichtet, zur besten Version von sich selbst zu werden. Und sich nicht von Hürden und Krisen davon abhalten lässt.
So wie Viktor Frankl sagt: „Jeder hat etwas Einzigartiges in die Welt zu bringen“. Und unsere Vorbilder erinnern uns daran.
Denn die Menschen, die für uns Vorbilder sind, spiegeln uns oft etwas, das es auch in uns gibt. Das noch darauf wartet, zum Leben erweckt zu werden.
Das ist das Großartig: Wenn wir uns von anderen Vorbildern inspirieren lassen werden wir selbst zu Vorbildern. Und tragen das Licht der Einzigartigkeit in die Welt.
Indem wir neugierig und mutig durch unser Leben gehen und immer wieder auf die Stimme unserer Intuition hören, die uns die Schritte für unseren ganz eigenen Weg zeigt.
In diesem Blogbeitrag kannst du noch mehr über die Kraft unserer Intuition lesen: Die Intuition – dein magischer innerer Kompass.
Dein Vorbild: Fragen an dich
Wo erkennst du in deinen Vorbildern etwas von dir selbst, dem du mehr Raum geben könntest, damit deine Einzigartigkeit noch sichtbarer wird?
Wo bist du Vorbild für andere Menschen – und weißt es vielleicht gar nicht? Erlaube dir einen mutigen und selbstbewussten Blick auf dich selbst und gehe dieser Frage nach.
Frage ruhig auch andere Menschen, wo du für sie ein Vorbild bist.
Schreibimpuls – Deine Vorbilder und Mentoren
#1 Mache eine Liste mit 20 Menschen, die für dich in deinem Leben Vorbilder waren und sind. Gehe dein Leben vom Anfang bis Heute durch und überlege, wer dich inspiriert und ermutigt hat.
#2 Wähle einen dieser Menschen aus und schreibe 15 Minuten. Schreibe darüber, wie und wann du ihn kennengelernt hast, was dich an ihm inspiriert, welche Geschichte er hat. Und wie und womit er dich inspiriert.
#3 Überlege, was er dir zu einer aktuellen Herausforderung in deinem Leben raten würde, wie er dich unterstützen und ermutigen würde. Und welche seiner Eigenschaften auf deinem Weg eine gute Ressource wäre.
Schreibe mir gerne in den Kommentar, wer für dich Vorbilder und Mentoren auf deinem Weg sind.
Und wenn du gerade eine Mentorin auf deinem Weg brauchst – dann buche gerne ein kostenloses und unverbindliches Informationsgespräch mit mir. Dann schauen wir, wie ich dich unterstützen kann.
Hier kannst du gleich ein Gespräch buchen.
Herzliche Grüße
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