Ich bin nicht gut genug – so kannst du dich von diesem Glaubenssatz befreien

24 September 2022 | 0 Kommentare

Fast jeder kennt das Gefühl: Ich bin nicht gut genug. Es taucht in vielen verschiedenen Lebensbereichen auf: Im Beruf, in Beziehungen, als Mutter oder Vater.

Manche Menschen werden nur hin und wieder davon gestreift. Bei anderen ist es ständig präsent und bestimmt ihr ganzes Leben.

Egal wie oft du diesem Gefühl begegnest: Es ist gut zu wissen, wie der dazugehörige Glaubenssatz entsteht, warum er so schädlich ist und mit welchen Schritten du ihn auflösen kannst. Damit du mit mehr Freude und Leichtigkeit durch dein Leben gehen kannst.

Abendstimmung am Meer

 

Ich bin nicht gut genug – der Glaubenssatz meiner Kindheit 

Es ist ein herrlicher Sommertag und ich laufe über die grauen Holzplanken dem Meer entgegen. Ich kann es schon riechen: Der Wind weht die raue, salzige Luft herbei und ich kann es kaum erwarten, endlich den Strand und die Wellen zu sehen. Meine Füße tauchen in den weichen, warmen Sand ein und in mir wird es ganz weit vor Glück.

Wir sind mit meinen Eltern auf Sylt. Es ist unser erster und einziger Urlaub und ich bin fünf Jahre alt. Ganz selig war ich damals, dass wir vier ein paar Tage zusammen waren. Und ich wollte alles richtig machen, damit mein Vater stolz auf mich ist, sich über mich freut und mich in den Arm nimmt. Wir gingen mit kleinen bunten Plastikeimern an den weiten Strand und sammelten Seesterne. (Die gab es damals noch).

Er kaufte einen Drachen und ließ ihn für uns fliegen. Meine Eltern hörten mit uns zusammen die Beatles und tanzten ausgelassen durch das Wohnzimmer. Und abends brachte mein Vater uns sogar ins Bett und las uns noch eine Geschichte vor, bis wir glücklich und erfüllt von diesen Sommertagen am Meer einschliefen.

Diese Tage waren für mich lange wie ein Schatz, den in an einem geheimen Ort in mir aufbewahrt habe. Weil es nur wenige Tage mit ihm gab, an die ich mich erinnern kann. Er hat wenig Zeit mit uns verbracht. Meist ist er nach der Arbeit mit den Kollegen noch was trinken gegangen und kam spät nach Hause und ging dann gleich ins Bett.

Oder er war auf dem Main zum Rudern, spielte mit Freunden Squash oder hörte bei uns im Wohnzimmer auf dem großen, weißen Plattenspieler seine Jazz Musik. Da durfte man ihn nicht stören.

Ich war ein Papakind und wollte so gerne, dass er mich sieht. Dass er mir zärtlich über mein Haar streichelt, mich in den Arm nimmt und festhält. Aber er war ein abwesender Vater. Innerlich und äußerlich.

Er selbst wuchs ohne seinen Vater auf, weil der nach dem Krieg seine Familie verließ. Und sich nicht mehr um seine Söhne kümmerte.

Mein Vater war gerade 20, als meine Mutter ungeplant mit mir und meiner Schwester schwanger wurde. Wahrscheinlich fühlte er sich wie ein Tiger im Käfig, aus dem er nicht mehr entkommen konnte. Ich spürte, dass er kein Interesse und keinen Zugang zu uns hatte.

Er war auf der Flucht vor der Verantwortung, die unsere Familie für ihn bedeutete. Aber das kleine Mädchen gab nicht auf, strengte sich an, wollte alles richtig machen – und gut genug für ihn sein.

Es klammerte sich an jeden kleinen Strohhalm seiner Aufmerksamkeit, an jedes freundliche Wort. Und war doch nie gut genug. Weil sie nicht wusste, dass der Mangel nicht in ihr war. Sondern in ihm selbst.

 

So entstehen unsere Glaubenssätze

In unseren ersten sechs Lebensjahren entstehen unsere Glaubenssätze, durch all das, was wir von unseren Bezugspersonen hören und durch das, wie sie mit uns umgehen.

Wenn ein Kind immer wieder hört: Das hast du nicht richtig gemacht, du bist ein Trottel – ein Tollpatsch, andere können das schon viel besser als du, du bist so ungeschickt, du bist verstockt und bockig – dann glaubt es irgendwann: Ich bin nicht gut genug. Ich bin nicht richtig, so wie ich bin.

Wenn es übersehen wird, keine Aufmerksamkeit bekommt und sich selbst überlassen wird, dann zweifelt es an seinem Wert und seiner Daseinsberechtigung. Es beginnt zu glauben, es muss sich anstrengen und alles richtig machen, um gemocht und geliebt zu werden

In der Delfinstrategie ist es das innere Eltern-Ich, das diese Sätze abspeichert und wiederholt. Bis sie wie ein automatisches Programm laufen, das unser Leben bestimmt. 

Das freie innere Kind, der Delfin, verschwindet langsam aus unserem Bewusstsein. Das freie innere Kind ist unser wunderbares Selbst, mit all unseren Potentialen und Fähigkeiten, unserer Kreativität und Intuition.

 

Das Gefühl von Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit

Durch den Glaubenssatz: „Ich bin nicht gut genug“, entsteht ein Gefühl von Fehlerhaftigkeit und Unvollkommenheit, gegen das wir immer wieder ankämpfen. Um endlich gut genug zu sein.

Wir fangen an zu glauben, dass wir nur etwas wert sind, wenn wir alles gut genug machen, perfekt sind, uns immerzu anstrengen und Leistung bringen.

Und übersehen dabei, dass wir in unserem Wesen und unserem Sein einen strahlenden und leuchtenden Kern haben, der gut ist. Und den nichts beschädigen kann, weil wir von Grund auf liebenswert und einzigartig sind.

Der Glaubenssatz: Ich bin nicht gut genug“ vermittelt uns, dass wir uns Liebe und Anerkennung verdienen müssen. Das Gefühl von Leichtigkeit und Freude geht verloren und bei jedem Fehler, den wir machen, wird der Glaubenssatz bestätigt.

Aber wir Menschen sind fehlerhafte und verletzliche Wesen, wir haben Ecken und Kanten, wir sind nicht perfekt.

Unser Streben nach Perfektion und Unverwundbarkeit ist zwar menschlich, diese Schutzschilde gehen aber auf Kosten unserer Lebendigkeit. Verletzlichkeit hingegen ist das Herzstück menschlicher Erfahrungen. Und die Geburtsstätte von Liebe, Zugehörigkeit, Freude, Mut, Empathie und Kreativität.– Das schreibt Brené Brown in ihrem Buch: „Verletzlichkeit macht stark“.

Vater und kleines Kind am Meer

Der erste Schritt um den Glaubenssatz „Ich bin nicht gut genug“ aufzulösen

Was kannst du tun, um dich von diesem Glaubenssatz zu befreien und dir damit mehr Leichtigkeit und Erfüllung zu schenken?

Der erste Schritt ist der Blick auf das wunderbare Wesen, das du bist. Ohne Wenn und Aber, ohne Bedingungen, ohne Einwände und mit offenem Herzen. 

Der erste Schritt ist die Erkenntnis, dass wir gut sind, so wie wir sind. Dass wir nichts tun müssen, um besser oder liebenswerter zu sein. Durch diesen liebevollen Blick auf uns selbst können wir uns innerlich entspannen und durchatmen.

Wir fühlen uns nicht mehr getrieben, müssen es nicht mehr allen recht machen und uns mit anderen vergleichen. Das freie innere Kind in uns bekommt wieder Raum und wir können in Kontakt mit ihm kommen. Der Quelle unseres Seins und der Verbindung zu unserer Seele.

Wie du das konkret machen kannst? Setz dich für 2-3 Minuten hin, atme ein paar Mal tief ein und aus und sage dir: Ich bin gut so wie ich bin. Lege dabei die Hand auf dein Herz und atme bewusst dorthin. Das ist alles.

Jede Veränderung beginnt auf dem Boden von Akzeptanz und Liebe. Das ist immer der erste Schritt.

Der zweite Schritt: Du bist nicht, was du denkst!

Der Glaubenssatz: „Ich bin nicht gut genug“ ist ein zäher Brocken. Das habe ich am eigenen Leib erfahren.

Wir sind uns Auge in Auge begegnet, als ich dreißig war. In einer intensiven Körperübung tauchte er auf und stellte sich vor mich hin, wie ein Sumo Ringer, gegen den ich keine Chance habe.

Wir haben viele Kämpfe miteinander ausgefochten und ich habe Geduld mit ihm gebraucht. Denn er wollte mich ja dazu bringen, gut genug zu sein. Um endlich von meinem Vater gesehen zu werden. Stück für Stück konnten wir uns in die Augen schauen, uns die Hände reichen und Frieden miteinander schließen.

Aus dem Sumo Ringer wurde ein kleiner Kobold, der manchmal noch durch meine Gedanken hüpft. Ich habe verstanden: Ich bin nicht, was ich denke. Ich kann diesen Gedanken wahrnehmen, ihn betrachten und weiterziehen lassen. Und einen anderen, neuen Gedanken einladen, der mit guttut, mich stärkt und ermutigt.

Wir können unsere Gedanken Stück für Stück verändern. Und mit ihnen unsere Energie und unser Leben. Denn jeder Gedanke erzeugt ein Gefühl. Und das Gefühl erzeugt wieder ein Verhalten. 

Wenn wir lernen, unsere Gedanken wahrzunehmen und uns nicht mit ihnen zu identifizieren, haben wir ein unglaublich kraftvolles Werkzeug in der Hand. Mit dem wir die alten Geschichten aus unserem Leben loslassen und uns neue erzählen können.

Wenn du deine Gedanken wahrnehmen und loslassen willst, dann atme wieder tief ein und aus und aktiviere damit dein Erwachsenen-Ich, den neutralen Beobachter in dir. Und betrachte beim Ausatmen deine Gedanken und lass sie weiterziehen.

Und nimmt dabei wahr: Du bist nicht, was du denkst. Du bist noch viel mehr. Und wenn du magst, dann lade einen neuen, positiven und stärkenden Gedanken ein. 

Hände mit Muscheln

Der dritte Schritt: Werde Stärkensammler

Wenn wir unsere Glaubenssätze auflösen und verändern wollen, gibt es noch eine andere Herausforderung: Unser katastrophisches Gehirn.

Das Gehirn ist evolutionär gesehen darauf angelegt, die Probleme um uns herum zu erkennen und uns auf das aufmerksam zu machen, was schieflaufen kann. Damit wir so schnell wie möglich darauf reagieren können.

Das, was früher unserem Überleben diente, führt heute dazu, dass wir zu viele problematische Gedanken haben, die uns Energie rauben. Und uns immer wieder mit der Brille des Mangels auf uns selbst und unser Leben schauen lassen.

Das heißt, das Gehirn denkt bei neuen Aufgaben, bei Entscheidungen und Herausforderungen erst mal an die vielen Probleme, die auftauchen. Und überlegt, warum wir das nicht schaffen werden, was uns dazu fehlt, was alles schiefgehen kann. Was dem Glaubenssatz: „Ich bin nicht gut genug“ immer wieder Nahrung gibt.

Das ist eine ziemliche Herausforderung. Aber es gibt eine gute Nachricht. Wir können unser Gehirn dazu bringen, eine andere Brille aufzusetzen. Und das Gute und Positive für uns einzusammeln.

Wie das geht? Aus der positiven Psychologie weiß man, dass eine der wirkungsvollsten Übungen dafür das tägliche Stärkensammeln ist.

Konkret heißt das: Jeden Abend drei Dinge aufschreiben, die einem gut gelungen sind. Um so den Blick und die Energie mehr und mehr von den Problemen und Schwächen auf die Stärken und die Erfolge zu lenken.

 

Was tun mit den ganz hartnäckigen Glaubenssätzen?

Manche „Ich bin nicht gut genug“ Erfahrungen und Prägungen sitzen sehr tief in uns.

Der Arzt Dr. Peter Dogs sagt in seinem Buch „Gefühle sind keine Krankheit“: Der Hauptglaubenssatz der Deutschen ist; „Ich bin nicht gut genug“. Wir sind also alle in guter Gesellschaft und nicht allein damit.

Aber jeder von uns hat seine eigene Geschichte mit diesem Satz. Diese Geschichte möchte manchmal in unser Bewusstsein geholt werden. Damit sie heilen kann und die alte Energie, die darin gebunden ist, sich auflöst.

Dann ist es gut, sich Begleitung und Unterstützung zu suchen. Ich habe gute Erfahrungen mit Aufstellungen, mit Schreibtherapie und der Logosynthese gemacht. Durch die energetische Arbeit der Logosynthese mit den Glaubenssätzen lassen sich gebundene Energien wieder lösen. Und in inneren Bildern und über Körperwahrnehmung verändern sich die alten, schmerzlichen Gefühle.

Ein Klient von mir konnte seinen Vater neben sich stehen sehen und im Verlauf des Prozesses beschrieb er, dass das Abbild seines Vaters langsam weggewaschen wurde und er eine tiefe innere Kraft und Verbindung in sich spüren konnte. Auch die Arbeit mit der Delfinstrategie ist sehr hilfreich.

Hier werden unsere liebevollen, mitfühlenden inneren Anteile gestärkt und der Weg zu unserem wunderbaren Selbst ganz sanft geebnet. Den ersten Blogbeitrag dazu findest du hier: So stärkst du dein Selbstvertrauen mit der Delfinstrategie. Von dort aus kommst du auf alle weiteren Blogbeiträge.

 

Begegnung am Strand

Mein Vater ist vor einigen Jahren gestorben. Aber ich begegne ihm immer wieder. Oft am Strand, den wir gemeinsam entlanglaufen.

Er ist mir nahe, interessiert sich für mich, glaubt an mich und meinen Weg. Er unterstützt mich und ich spüre: Er ist stolz darauf, mein Vater zu sein.

Diese Begegnungen finden in meinem Herzen statt. An diesem Ort kann ich das kleine Mädchen von damals an die Hand nehmen und ihr die Geschichte erzählen, die für mich und für meinen Vater gut gewesen wäre. Die irgendwo in ihm begraben war. Unter seinen schmerzlichen Erfahrungen und dem Mangel, den er erlebt hat.

Der Überforderung, so früh Vater geworden zu sein und der Sehnsucht nach seinem eigenen Leben, das so viele Brüche hatte.

Es tut gut, ihm an diesem inneren Ort noch einmal zu begegnen. Und in seinen Augen sehen zu dürfen, dass ich seine Tochter bin und er stolz auf mich ist. Und meinen Frieden mit unserer Geschichte zu haben. Damit daraus viel Gutes entstehen kann.

 

Begleitung und Unterstützung

Wenn du dir Begleitung auf deinem Weg suchst, dann buche gerne einen kostenlosen Gesprächstermin mit mir, bei dem wir schauen, wie ich dich unterstützen kann. Hier gleich buchen. 

Ich wünsche dir, dass du immer mehr in das Bewusstsein eintauchst, wie gut und wunderbar du bist. Für den Weg zu einer wunderbaren Freundschaft mit dir selbst.

Herzliche Grüße

 

Alexandra

 

Portrait Alexandra Cordes-Guth

Alexandra Cordes-Guth Logo 

Alexandra Cordes-Guth begleitet Menschen mit viel Wertschätzung und Empathie
auf dem Weg ihrer beruflichen und persönlichen Veränderung und Entwicklung.

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